Vom Handwerk

Das Handwerk war noch Mitte des 19. Jh. wie Hunderte von Jahren vorher stets mit der Bewirtschaftung von Grund und Boden eng verbunden. Es gab keinen Handwerker, der nicht wenigstens für seine eigenen Bedürfnisse Selbstpflanzer gewesen wäre. Die Berufsleute besorgten als Regel ihre Handwerksarbeiten vormittags und nachmittags Feldarbeiten. Dem entsprechend war an schönen Frühlings- und Sommernachmittagen das Städtchen wie ausgestorben. Folgende Berufe waren damals vertreten: Bäcker, Bildweber, Buchbinder, Büchsenmacher, Buntweber, Degenmacher, Färber, Fraier (?), Gabel- und Rechenmacher, Gerber, Gold- und Silberschmiede, Graveure, Gürtler, Ofen- und Geschirrhafner, Hutmacher, Kappenmacher, Knopfmacher, Kübler, Küfer, Kupferschmiede, Kürschner, Leistschneider, Lohmüller, Müller, Messerschmiede, Metzger, Nadler,
Nagelschmiede,Öler, Petschaftstecher, Posamenter, Schifzger, Schiffbauer, Schlosser, Seiler, Schmiede, Schneider, Spengler, Steinmetze, Strählmacher, Strumpfweber, Tischler, Uhrmacher, Wachszieher, Waffenschmiede, Wagner,
Weber, Zinngiesser, Zirkelschmiede. Wir hatten damals rund 50 verschiedene Handwerker in unserem Kleinstädtchen mit zirka 1700 Einwohnern. Einzelne Berufsleute betrieben mehrere Handwerke. Der Ofenhafnerei verbunden mit
der Ofenbemalung war eine lange und schöne Blütezeit beschieden. Die frühesten Angaben über bedeutende Meister erscheinen schon im 16. Jh. Als erster Vertreter aus der Ofenhafnerfamilie Meyer erscheint der am 26. Januar 1608 geborene Daniel Meyer I. Ihm folgen acht Hafner- Generationen, in denen siebenmal der Vorname Daniel vorkommt.
Der letzte lebte von 1789 bis 1859. Hans Heinrich Meyer 1724 bis 1772 war auch ein tüchtiger Ofenmaler. Sie wohnten alle in den auf der Südseite der Kehlhofstrasse stehenden Häuser.
Nach 1720 genossen auch die Brüder Dirringer, die sich später Düringer schrieben, hohen Ruf als Ofenmaler, Daniel, 1720-1786, der zugleich Reichenauischer Amtsmann war, und Heinrich, 1747-1833.
Die Steckborner Öfen mit ihren schönen Formen und Bemalungen fanden weitherum bis in die Zentralschweiz und das Bündnerland und nach Süddeutschland recht guten Absatz. Sie traten in starke Konkurrenz mit den damals auch höchgeschätzten bemalten Winterthurer- Pfau- Öfen. Diese schönen Öfen kamen zu Beginn des 19. Jh. aus der Mode, diese verlangte nun Öfen in rein weisser Farbe. Den Lehm bezogen die Hafner aus der Mettnau, und dem Lebern- Wald in hier. Neben den Ofenmalern Düringer und Meyer haben sich weitere hiesige Bürger als Künstler in der Portraitmalerei einen Ruf erworben, so Emanuel Labhart, Jakob Wüger, Oberhaus (Pater Gabriel in Beuron)  Prof. Jak. Graf in Klausenburg und Hermann Labhart, "Seegarten" Steckborn.Das Gerberhandwerk beschäftigte etwa 10 Betriebe, alle in Verbindung mit Landwirtschaft. Als um die letzte Jahrhundertwende ihre Inhaber starben, gingen diese ein.
Bei den Zinngiessern ist das Geschlecht Wüger mit sechs, dasjenige der Basler mit drei Generationen vertreten. Erstere stempelten die Ausflussdeckelchen ihrer Kannen mit einem Schildchen, das links das Steckborner Wappen und rechts ein sechsarmiges Rosettchen oder links einen aufrechtstehenden Hund und rechts das genannte Rosettchen zeigt. Letztere benützten im Stempelschildchen links das Steckborner Wappen, rechts den Basler Bischofsstab.
Vermutlich kam ein Vertreter dieses Geschlechts aus Basel; dementsprechend nannte man ihn Basler. Dies wurde sein Familienname; seine ehemalige Vaterstadt ehrte er weiter mit ihrem Wappen. Fast jedes Handwerk verwendete sein auf kleinem Stempel eingraviertes Berufswappen, der Bäcker das Salzringli, der Bildhauer den Grabstein, der Hutmacher den Hut, der Gärtner den Blumenstock, der Maurer den Winkel, die Setzlatte und die Kelle, der Müller das Mühlrad, der Schuhmacher den Stiefel, der Sattler den Sattel, der Wagner Rad und Haubeil etc. Diese Siegel teils allein, teils in Verbindung mit dem betr. Namenszuge unter ein Schriftstück gesetzt, bedeutete, dass dessen Inhalt bestätigt und anerkannt wurde. Neben diesen Berufsabzeichen bestanden auch noch Geschlechts- Familienwappen in grosser Manigfaltigkeit, sie prangten an Häusern, meist als Allianztafeln (eine solche
Hanhart- Hausmann ist im Heimatmuseum); sie zierten farbig bemalte Öfen auch Petschaften trugen sie in kleiner, niedlicher Ausführung eingraviert. Neben den Wappen- Urformen gab es nach und nach Abarten; einzelne Geschlechterstämme
wollten sich von den andern unterscheiden. Das geschah nicht nur im Wappenbild, sondern auch in der Schreibweise des Geschlechtsnamens. Als Beispiel sind die Labhart zu nennen. Ursprünglich war der Schlussbuchstabe ein "t".
Das passte aber nicht mehr allen; der Eine ersetzte es durch ein "d", und ein dritter schrieb gleich beide, also "dt".
Die Berufsleute schlossen sich früher zu Handwerkszünften oder Handwerksinnungen zusammen. Im Heimatmuseum befinden sich noch Akten der Bäcker- und Metzgerschaft, von ersterer noch der Zunftstempel, von letzterer wenigstens noch der Siegellack- Abdruck desselben. Die Zunftlade der Schreiner ist auch erhalten; sie befindet sich aber im Arboner Museum. Als Beleg für geleistete Arbeit wurden Gesellenbriefe mit recht schönen Ortschaftsbildern verabreicht.
Solche persönlichen Wandschmuckstücke konnte man in manchen Häusern noch bis zum Ende des 19. Jh. sehen. Einige von Ermatingen und Steckborn sind im Heimatmuseum vorhanden.