Ofen - Hafner und - Maler

Die Berufsleute schlossen sich zu Handwerkszünften zusammen, denen jedoch in Steckborn keine politische Bedeutung zukam. Besondere Erwähnung verdienen die Steckborner Ofenhafner und Ofenmaler. Die Ofenhafnerfamilie Meyer stellte während Generationen tüchtige Handwerker. Dem 1608 geborenen Daniel Meyer folgten acht Hafner- Generationen, in denen siebenmal der Vorname Daniel vorkommt. Im 18. Jahrhundert kam das Geschlecht der Düringer (Diringer) dazu; der bekannteste Ofenmaler dieses Namens war Daniel Düringer (1720 -1786), der eine Zeitlang in Zürich tätig war und, in die Heimat zurückgekehrt, auch das Amt eines reichenauischen Ammanns bekleidete. Als sich die Technik der Ofenmalerei im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in Steckborn einbürgerte, traten die Steckborner Hafner in scharfe Konkurrenz mit ihren Winterthurer Berufsgenossen und eroberten sich rasch ein Absatzgebiet in den umliegenden schweizerischen Gegenden bis in die Innerschweiz, den Aargau, Graubünden und nördlich des Bodensees, wo Steckborner Öfen in Klöstern, Schlössern und Bürgerhäusern zu finden sind.

Beispiele dieser schönen Öfen

Der Judaskuss von Daniel Meyer in den Jahren von 1731 bis 1732

Von dieser Ofenkachel, die an Unbekannt verkauft wurde, suche ich dringend ein Foto in besserer Auflösung !   Bitte Mail an alt-steckborn@bluewin.ch

 

Bemalte Steckborneröfen aus dem 18. Jahrhundert

von Frau B. Wegmann-Bürki, Heft 18 Heimatvereinigung 1976

Kachelofenromantik! - Wer von der jüngeren Generation kann sie noch erleben? In Neubauten kaum, was in thurgauischen Bauernstuben aber wohl noch möglich ist. Dort kennt man keine Oelsorgen und keine Oelsparerei in Sachen Heizung. Das Holz steigt jetzt auch wieder im Wert, das lang verschmähte Heizmaterial. Ich kann mir neben den Kachelöfen nichts Heimeligeres und Romantischeres vorstellen, als ein lohendes Cherninee- feuer mit glühenden Scheitern. Und erst so ein behäbiger Kachelofen mit Ofenbank und Ofenumhängerli, hinter denen durchgefrorene «gnäusige» Schulkinder gedörrte Apfelstückli und Nüsse knabbern, bis Grossätti, der auf dem «Chüstli- seine steifen Knochen wärmt, aufbegehrt. Dabei das Pfeiflein neu stopfen muss und behauptet, es habe keinen rechten Zug mehr, weil die Enkel immer das Ofenumhängli bewegen. Dazu im Ofenrohr die gebratenen Reinetten. Und Grossmutters Lindenblütentee, der um so honig- farbener wird, je länger er in den Nachmittagsstunden neben den Bratäpfeln steht. Und für jedes Schulkind beim Zubettgehen ein Kirschensteinsäckli zum Erwärmen der Betten in der kalten Schlafkammer. Steckt hinter diesen Vorstellungen nicht ein leises Heimweh nach der wohltuenden Wärme des Kachelofens? Doch ich will von der Entwicklung der Kachelöfen berichten. Sie waren lange Zeit die begehrenswertesten Wärmequellen. Schon immer war in unsern Breitengraden die Herdstelle der wichtigste Teil des Hauses, sei es das offene Feuer, die sogenannten Chemiees, die zur Zeit wieder sehr aktuell sind, seien es die Wärmequellen, unsere ehemaligen Kachelöfen. Ursprünglich bestand der Kachelofen nicht aus einzelnen Kacheln. Er war mehr ein bienenkorbartiges Gehäuse aus Lehm und Steinen. Anno 1860/1870 sei in einem armseligen Häuschen in Siegershausen, ob Kreuzlingen, noch ein solch primitiver Kachelofen im Gebrauch gewesen. Aus allererster Kachelofenzeit hören wir von eingebauten Becherkacheln, die die Ofenwärme speichern und langsamer abgeben sollen. Der eigentliche Heizkörper. war weiss gestrichen und auf dem Unterbau war ein richtiger Turm aufgebaut mit regelmässig versetzten Becherkacheln. Im Keramik- raum unseres Heimatmuseums im Turmhof haben wir keine solche Becher- kacheln mehr, aber im kantonalen Museum in Frauenfeld sind solche noch zu sehen. Aus der Frühzeit der Gotik besitzt das Turmmuseum hingegen einzelne farbige Ofenscherben. Es sind Funde aus einem Scherbenhaufen im Wald, südlich vom Schloss Salenstein (14. Jahrhundert). Es sind buntbemalte Reliefrelikte, darunter zwei Eckkacheln, von denen die eine eine halbe Königsfigur erkennen lässt mit Krone und Vollbart. Nach 200 Jahren sind immer noch Reliefkacheln im Gebrauch. Beim Umbau des Parterres im Turmhof kamen schwarzglasierte Reliefkacheln zum Vorschein, eine Kachel trägt die Jahreszahl 16 ... , also aus der Zeit der Renaissance. Aus dem Hegau und eben auch von Steckborn haben wir noch gut erhaltene Einzelkacheln, in Reliefmanier und grüner Glasur. Schon tauchen auch guterhaltene Kacheln auf mit glatten Oberflächen, die ein regelmässiges Schablonen muster aufweisen. Im Freulerpalasr zu Näfels stehen zwei Winterthureröfen mit farbigen Reliefkacheln aus dem 17. Jahrhundert, die zur reichen Renaissance- Wandverkleidung die denkbar beste Ergänzung bilden. Beide sind sogenannte Spruchöfen. Ganze Verse verzieren die Kacheln, neben den Darstellungen von symbolisierten Tugenden und Handwerkern. Man nennt sie kurzerhand Pfauöfen, weil sie vom Ofenmaler Pfau in Winterthut bemalt wurden. Ofenbauer und Ofenmaler mussten bekanntlich Hand in Hand schaffen. Im 17. Jahrhundert erloschen die Winterthurer Hafnerfamilien Pfau, Erhart und Graff. Die kunsthandwerkliche Bemalung der Winterthureröfen nahm damit ihr Ende. Nun traten die Steckborner Hafnerfamilien in die Lücke.

Prunkstück in Salem

Glücklicherweise sind Söhne von Steckborner Hafnerfamilien in Winterthur in der Lehre gewesen. Sie brachten neben Vorlagen für die Ofenbemalung auch Pläne für den Ofenbau mit nach Hause. Anfangs übernahmen die Steckborner die profilierten Ofenkränze der Winterthurer, die Unterteilung in einen oberen und unteren Heizkörper, die bunten Eck- und Füllkacheln und die kauernden Löwen als Ofenfüsse, auf denen der ganze Ofen ruhte. Aber sie benutzten keine Reliefkacheln mehr. Ihre Kacheln waren mit der glatten Oberfläche ge- eigneter für ihre Art Pinselmalerei. Dabei war ihnen ein ganz wichtiges Anliegen Hauptsache: Eine gute Glasierung. Im Landesmuseum wird neben dem Rezeptbüchlein von Metalloxydfarben der Ofenbemalung eines aufbewahrt für die Glasierung der Kacheln. Die Steckborner Hafner mussten ein besonderes Verfahren und eine besondere Mischung gekannt haben, damit die Glasur absolut keine Risse bekam. Bezeichnend ist die Bemerkung von Karl Frei- Kundert, ehemals Konservator am Landesmuseum: Konstanzer Hafner hätten sich umsonst bemüht, so eine makellose Glasur fertigzubringen wie die Steckborner-Hafner. Im Pächterhaus des Schlosses Glarisegg stand anfangs dieses Jahrhunderts ein sogenannter Mischofen, zusammengesetzt aus Winterthurer Relief- und Steckborner glatten Kacheln, alle bemalt. Dieser Ofen kam ins Rosgartenmuseum in Konstanz. Von der Aebtissin aus dem 18. Jahrhundert des Klosters Münsterlingen schreibt Karl Frei-Kundert bezeichnenderweise, nachdem der Plan und die Kostenberechnung für einen Ofen abgehandelt war, es müsse dann aber ein Steckbornerofen nach Winterthurer Art sein. Dieser Ofen steht heute im historischen Museum in St. Gallen. Zu jener Zeit sind auch auffallenderweise Winterthurer Hafner in ihrer Stadt zur Rechenschaft gezogen worden, weil sie Ofenkacheln von Steckborn bezogen hatten, bemalt oder unbemalt ist nicht bemerkt. Solche Einzelheiten charakterisieren treffend den Uebergang von den bemalten Winterthurer- zu den Steckborneröfen. Im Kunsthandel braucht es ein geübtes Auge, um sie an Hand der Bemalung zu unterscheiden, falls die Signetkachel fehlt. Natürlich ist gutes Rohmaterial, also Ton oder Lehm oder Griess, ebenso wichtig wie die Glasur. Ein Tonlager befand sich im Rollirain, zwischen Glarisegg und Ruine Neuburg. Später holten sich die Steckborner ihr Ma- terial über dem See auf der Halbinsel Mettnau bei Radolfzell. Bei niedrigem Wasserstand fuhren sie mit bauchigen Lastern bei mildem Winterwetter oder im Vorfrühling zum Lehmstechen zur Mettnau. Der dortige Lehm war sozusagen rein, ganz ohne Griess, nicht wie derjenige von Glarisegg. Eine Lasterfuhre kostete zwei Gulden. Die Turmöfen von Steckborn waren hauptsächlich für Klöster, Schlösser, Zunft- und Rathäuser und habliche Patrizierhäuser bestimmt. Im Laufe der Jahre machte die Ofenarchitektur der Steckborneröfen Wandlungen durch. Der profilierte Ofenkranz wurde durch eine Kuppel ersetzt und die Löwenfüsse wurden zu Baluster-Kachelfüssen und harmonierten in Formen und Bemalung mit den Motiven des Unter- und Oberbaues. Wie bereits bemerkt, sind die Winterthurer- und Steckborneröfen im Kunsthandel begehrte Objekte. Aus dem Schloss Rhäzüns bei Ems GR ist vor einigen Jahren der Heimatvereinigung am Untersee ein abgebrochener, magazinierter Steckbornerofen angeboten worden für den Liebhaberpreis von 30000 Franken. Falls wir kein Interesse hätten, käme der Ofen eben ins Ausland! Vor einiger Zeit haben wir eine Liste zusammengestellt von Steckborneröfen und ihren Standorten, samt einem Ofenschaubuch. Von gegen 180 Stück sind uns die Standorte bekannt. Zahlreiche sind nachträglich noch hinzugekommen, die der Konservator Karl Frei-Kunden in seiner Arbeit: «Steckborner Keramik im 18. Jahrhundert» (herausgegeben 1932) nicht aufgenommen hat. Per Zufall konnte ich noch einige Steckborneröfen aufstöbern. Von Steckborn hat Herr Frei nur vier Stück aufgenommen. Die interessierten Besucher unseres Heimatmuseums haben sichtlich Freude am «Ofenschaubuch» und als ich beobachtete, dass man sich von den schwarz/weiss Fotos doch keine rechte Vorstellung von der farbenfrohen, gekonnten Bemalung machen konnte, liessen wir Farbfotos herstellen. Ueberall, wo wir uns erkundigten, ob wir den Steckbornerofen fotografieren dürften, ist bereitwillig zugesagt worden. Natürlich sind Farbfotos von Gewerbefotografen kein billiges Unterfangen. Für eine der letzten Fotos gab auch der lichtensteinische Fürst Franz J osef H. von und zu Liechtenstcin, Schloss Vaduz, durch den Archivar seiner Kunstsammlungen, Herrn Dr. Wilhelm, ohne weitere Umstände die Erlaubnis zur Aufnahme. Für den Druck kommen zwar nur schwarz/weiss Fotos in Frage. Wer sich ein Bild von der Farbenfreudigkeit und Bemalung der Steckborneröfen machen will, kann während des ganzen Sommers im Künstlerstübli oder auf Verlangen bei der Aufsicht die einmaligen Exemplare geruhsam ansehen. Ein Dia-Betrachter steht auch zur Verfügung. Von der Kartause Ittingen haben wir drei Steckborneröfen in Farbaufnahmen. Oder dann der farbenfrohe und reichbemalte Ofen im Schloss Sonnenberg, schwarz/ weiss und farbig. Er steht im Büro des Paters Statthalter und ist also nicht jedermann zugänglich. Im Laufe des 18. Jahrhunderts hat sich die eigentliche Steckborner Ofenform herausgebildet. Neben den Kastenöfen für private Häuser sind aus den Turmöfen die sogenannten Kuppelöfen geworden. Jeder Steck- bornerofen unterscheidet sich vom andern, sei's im Aufbau, in der Grösse, in kleineren Bemalungsabweichungen. Das macht heute den einmaligen Kunstwert aus. Die bei den grösseren Ofenbauwerkstätten in Steckborn lösten einander zeitlich ab, arbeiteten aber auch in der Mitte des Jahr- hunderts etliche Jahre nebeneinander. Anfangs des 18. Jahrhunderts florierte hauptsächlich diejenige der Meyer. Es war ein alteingesessenes, angesehenes Hafnergeschlecht mit min- destens sechs aufeinanderfolgenden Erbfamilien im selben Gewerbe. Sie waren auch kapitalkräftig genug, um einen ausgebildeten, talentierten Ofenmaler anzustellen. Es ist dies Rudolf Kuhn von Rieden bei Wallisellen, der Sohn eines Lehrers, der das Malertalent vom Vater geerbt hatte und auch seine erste Ausbildung bei ihm erhielt. Rund dreissig Jahre arbeitete Kuhn für die Meyersche Hafnerei und hat in dieser Zeit gegen fünfzig Oefen bemalt. Auf einzelnen Oefen findet sich neben dem Signet des Ofenbauers auch dasjenige des Ofenmalers, aber leider nicht durchwegs. Ein Prachtexemplar von Kuhn steht im Schloss Salern, unweit von Meers- burg mit beinahe überreicher Bemalung. Neben den Fries- und Eckkacheln sind auch die grossen Füllkacheln bemalt. Ebenso reich ist auch der Ofen im Schloss Sonnenberg, der Winterthurer- und Steckbornerkacheln besitzt. Ohne ein geübtes Auge sind die Unterschiede nicht ohne weiteres erkennbar. Ein ganz interessantes Objekt steht im «Schweizerhaus» in Milano. Das ist eine Art Kongresshaus, in dem die vielen Mailänderschweizer zusam- menkommen. Es sind heute gegen 10000. Dort befindet sich ein Verkehrsbüro, ein Restaurant und ein Versammlungslokal. In einem solchen steht unser Steckbornerofen, der aber nicht frei besichtigt werden kann, denn es braucht eine Ausweiskarte zur Besichtigung des ganzen Hauses. Die Aufnahme dieses Ofens verdanken wir Herrn und Frau Dutli-Rutishauser, die sie von einer Italienreise heimbrachten. Wir liessen Vergrösserungen machen und prächtig kommen nun die Eckkacheln zur Geltung mit dem Medaillon, das eine Phantasielandschaft einrahmt. Um die Medaillons sind auf allen Eckkacheln Sprüche angebracht, weshalb wir solche Steckborneröfen auch «Spruchöfen» nennen. Es sind eigentlich «Ofenkacheln» mit Lebensweisheiten. Die Medaillons sind oben und unten mit Arabesken verziert. Das ist eine typische Art Bemalung von Rudolf Kuhn. (Siehe auch den Ofen von Vaduz.) Die oberen und unteren Frieskacheln sind mit Phantasielandschaften geschmückt. Der Ofenkranz trägt die Krönungs- oder Allianzkachel mit dem Namen des Ehepaar-Auftraggebers Moritz Hanhart, Ratsherr und Dorotea Hanhart ein geborene Labartin und die Jahreszahl (1736). Der Mailänderofen trägt noch keine Kuppel, und die grossen Füllkacheln sind einfarbig meergrün. Dadurch kommt die Bema- lung der Eckkacheln viel besser zur Geltung. Das «Florentinerband» mit den Akanthusblättern, das auch ohne Signet auf die Meyeröfen hinweist, ist ebenfalls da und schliesst die Gesimse ab. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts tauchen die sogenannten Düringeröfen auf. Diese sind nach dem Ofenmaler Düringer benannt, nicht nach dem Ofenbauer Hans Caspar Hausmann. In Steckborn stehen noch verschiedene Düringeröfen. Düringer signiert: Düringer jünger fec. Dieser Düringer ist aber nicht Daniel Düringer, der von 1720 bis 1783 gelebt hat. Daniel Düringer ist in Kunstkreisen gut bekannt als Landschaftsmaler, Tiermaler, Ofenmaler, Kupferstecher, Porträtist und Reichenauer Amts- mann. Er ist auch Steckborner Bürger und hat in Steckborn eine Hafnerlehre absolviert. Bald ist er aber ins Züribiet ausgewandert und hat dort hauptsächlich als Kupferstecher gearbeitet. Man weiss von gegen fünfzig Fabeln, die er mit Kupferstichen illustriert hat. Hingegen ist der Steckbornerofen im Zunfthaus zur Meise in Zürich aus der Ofenbauwerkstätte Locher von Daniel Düringer bemalt (blau auf weissem Grund). Die beiden Oefen im Schloss Girsberg bei Stammheim sind ebenfalls sein Werk, wie derjenige im weissen Saal im Schloss Gündelhart und auch der Ofen im «Neubau» in Stein am Rhein. Der Neubau befindet sich in der Rabengasse und Besitzer sind die Erben von Kunstmaler Rippmann. Jeder dieser Oefen ist trotz der Blaumalerei in Form und Bemalung ein Original für sich. Die meisten Steckborneröfen, die im Bodenseeraum, im Rheintal, im Bündnerland und im Aargau stehen, sind von Rudolf Kuhn bemalt, nicht vom talentierten Daniel Düringer. Dieser kehrte allerdings nach der Jahrhundertmitte wieder in sein Heimatstädtchen zurück, aber neben seinen Amtsgeschäften (er war noch Bürgermeister von Steckborn und reichenauischer Ammann) hat er wohl nicht allzu viel Zeit zum Ofenbemalen erübrigen können. Heinrich Düringer, nicht direkt verwandt mit ihm, bemalte die Oefen vom Ofenbauer Hs. Caspar Hausmann. Für die grossen Füllkacheln benutzte er meistens Vorlagen aus der «Daniel-Düringer- Mappe», in blau oder sepia auf weissem Grund. In der alten Apotheke Hartmann steht ein Turmofen aus der Hausmannsehen Ofenwerkstätte, sepia auf weissem Grund und im Alkoholfreien Hotel zur Traube ein Kastenofen mit bemalten Eckkacheln (Fahrendes Volk aus der Daniel- Düringer-Mappe) und unbemalten hellblauen Füllkacheln. Mit der Zeit kamen immer mehr die Kuppelöfen auf mit der Empirevase als Krönung. Die Eckkacheln trugen halbkreisartige Einbuchtungen (nicht bemalt) ebenso die Friese und die Ofenfüsse, alles in Formen gepresste Kacheln. Die Wülste sind sparsam mit sogenannten Rocaillen (das sind Muschelreste aus der Barockzeit) einfarbig bemalt. Die Ofenmaler starben auch in Steckborn aus und die Steckborneröfen sind heute einmalige, kostbare Antiquitäten geworden. Anno 1902 hat Hafnermeister Schläfli (genannt Lättengel) im Steckborner Kehlhof einen bemalten Düringerofen abgebrochen und ihn ans historische Museum in Bern vermittelt. Seine sechsjährige Tochter Margrit, heute 80jährige Witwe, kann sich noch lebhaft an diesen Ofen erinnern, für den ihr Vater neben der Barzahlung ein Hunderter-Goldstückli erhielt, aber die genaue Kaufsumme ist ihr nicht gegenwärtig. Dass ihr Vater ein Hunderter-Goldstück bekam, hat ihr mehr Eindruck gemacht. Die Düringeröfen sind im Kunsthandel etwas weniger wert als die Meyeröfen, weil bei letzteren die Bemalung gekonnter und origineller war als bei den Düringeröfen. Düringer jünger fec. hat das Kachelbemalen kunsthandwerklich auch beherrscht, aber die Motive hat er aus der Meyerschen Vorlagenmappe benutzt, manchmal aber auch solche von seinem grossen Verwandten, Daniel Düringer, mit dem er zwar nicht nahe verwandt war. Im Künstlerstübli des Heimatmuseums haben wir im Schaukasten zehn kolorierte Blätter über fahrendes Volk von Daniel Düringer ausgestellt. Düringer jünger hat sie für die Eckkacheln des Kastenofens im Alkoholfreien zur Traube in Steckborn benützt.