Zeppelin
Zeppeline sind Starrluftschiffe, die nach ihrem Erbauer Ferdinand Graf von Zeppelin benannt wurden. Sie wurden von 1900 bis 1940 sowohl zur Personenbeförderung als auch militärisch eingesetzt. Verglichen mit anderen Luftschiff-Typen war ihr Erfolg so groß, dass der Begriff Zeppelin heute häufig synonym zu Starrluftschiff gebraucht oder sogar auf alle Arten von Luftschiffen angewandt wird. Das erste Starrluftschiff wird dem Luftfahrt-Enthusiasten David Schwarz zugeschrieben.
Zeppelin über dem Untersee, im Hintergrund Steckborn
Fotografie: Hans Baumgartner/©Fotostiftung Schweiz
Das Zeppelinluftschiff LZ127 überfliegt in den ersten Maitagen des Jahres 1937 - vor seiner Unglücksfahrt nach Amerika - während eines abendlichen Rund- und Versuchsfluges über dem Bodensee zum letztenmal Steckborn
Trickfoto "Zeppelinpassagiere"
Zeppelins erste Schweizerfahrt vor 50 Jahren W. D.
Das Zeppelin-Luftschiff Nr. 1 stieg erstmals am 2. Juli 1900 in Friedrichshafen am Bodensee auf. Nach insgesamt drei, wenig überzeugenden Flügen wurde es 1901 abmontiert. Dem zweiten Luftschiff gelangen während des Winters 1905/06 nur zwei Flüge; nach einer an sich geglückten Landung bei Kisslegg im Allgäu wurde es durch einen Sturm zerstört. Im Herbst des gleichen Jahres wurde bereits das dritte Schiff fertig, nachdem Graf Zeppelin fast sein ganzes, nicht unbeträchtliches Vermögen geopfert hatte. Erst mit diesem LZ 3 gelangen einige mehrstündige, erfolgreiche Flüge über das ganze Gebiet des Bodensees und seiner näheren Umgebung. Für den Bau des vierten Schiffes stellte nun der Deutsche Reichstag erhebliche Mittel zur Verfügung; die Uebernahme des LZ durch die Heeresverwaltung war jedoch an die erfolgreiche Durchführung eines 24- stündigen Dauerfluges geknüpft. Der Jungfernflug des LZ 4 fand am 20. Juni 1908 statt. Das Schiff hatte eine Länge von 136 Meter, einen Durchmesser von 13 Meter, einen Inhalt von 15 000 Kubikmeter und wurde von zwei Daimler- Motoren von total 210 PS angetrieben. Als Probegalopp für den beabsichtigten 24-Stundenflug wurde am 1. Juli 1908 zur historischen Schweizer fahrt gestartet, deren in allen Teilen erfolgreiches Gelingen zu einem Welterfolg führte und auch die in Fachkreisen gehegten Zweifel hinsichtlich der Güte des von Zeppelin vertretenen «starren Systems» im Luftschiffbau — eines mit Stoff bespannten Aluminiumgerüstes — beseitigte. An Bord des Luftschiffes befanden sich als Führer der nunmehr 70jährige Graf, sein Chefkonstrukteur und eng- ster Mitarbeiter Oberingenieur Dürr, der bekannte Meteorologe Professor Dr. Hergesell, die beiden Ingenieure Hacker und Lau, die Mechaniker Laburda, Schwarz und Grözinger, sowie vier weitere Personen. Es war ein strahlender Sommermorgen, als sich LZ 4 um 8 Uhr 26 vom Ponton der schwimmenden Halle in Friedrichshafen in den pastellblauen Himmel erhob. Das Schiff querte Konstanz, flog den Untersee entlang; über das historische Städtchen Stein ging es rheinabwärts und um 10 Uhr 06 wurde Schaffhausen erreicht. In seinem auch heute noch höchst lesenswerten Fahrtbericht schrieb Professor Hergesell: «Wir sahen, wie die Menschen bei unserem Herannahen zusammenliefen, sich zu sammeln begannen; die Dächer der Häuser wurden schwarz von gestikulierenden, Tücher schwingenden Leuten. Hurrarufe drangen durch das Knattern der Motoren zu unseren Ohren. Auch unter uns fühlten die Menschen die Bedeutung dieser denkwürdigen Fahrt. .. Wir zogen gerade über den tosenden Wasserfall von Schaffhausen hin, der dumpf donnernde Grüsse heraufsandte . . . Der Rheinfall, ein festes und dauerndes Hindernis der Fluss- Schiffahrt, wurde von unserem Schiff glatt überflogen ... Die vielen Unbequemlichkeiten der Erdoberfläche für den Verkehr hatten für uns zu existieren aufgehört. . . Nun ging es südwärts zur Thurmündung, dann östlich nach Andelfingen, hinüber nach Bülach, südlich den Längern entlang über Buchs nach Baden, der Reuss aufwärts folgend dem tiefblauen Vierwaldstättersee zu; um 12 Uhr 33 stand LZ 4 über Luzern, wo der Jubel der Bevölkerung und der internationalen Touristenwelt keine Grenzen kannte. Der Rückflug erfolgte über Küssnacht, dem Zugersee entlang. Nach Baar kam der schwierigste Teil der Reise. Es galt die Hirzelhöhe — im Bericht «Horgenpass» genannt — zu überqueren. Hier wurde das kaum 200 Meter über Grund fliegende Luftschiff von Fallböen hinab und von thermischen Aufwinden wieder hinauf gerissen. 120 Kilo Ballast mussten geopfert werden. «In dem engen Tal» — womit das Sihltal gemeint war — «drängten sich die Luftmassen zu einem neuen, stärkeren Strom zusammen, der noch dazu abwärts floss und das Aufsteigen des Luftschiffes zu hemmen suchte. Trotz des absteigenden Luftstromes drückten wir das in allen Fugen zitternde Luftschiff in die Höhe ... bei diesen Drehungen und Abtriften war das Tal mitunter so eng, dass wir fürchteten, das Heck unseres Schiffes berühre bei der Drehung die Talwand.. . aber alles gelang vortrefflich dank der wunderbaren Organe unseres Schiffes». Um 13 Uhr 50 wurde in 840 Meter Höhe der «Horgenpass» überflogen — wohl die erste Ueber- querung eines Gebirgszuges durch ein lenkbares Luftfahrzeug; um 14 Uhr 12 erreichte man das Ufer des Zürichsees und eine Viertelstunde später schwebte LZ 4 in 200 Meter Höhe über Zürichs Häusermeer, wo sofort der ganze Verkehr stockte, in «dunklen Haufen» die Menschen auf den Strassen standen und «mit empor gereckten Köpfen und empor gestreckten Händen» dem Luftschiff begeistert zujubelten. Ueber Winterthur, Frauenfeld, Rorschach, die Rheinmündung, Bregenz und Lindau wurde das heimatliche Friedrichshafen nach ins gesamt 12stündiger glückhafter Fahrt und einer zurück gelegten Strecke von 384 Kilometer — womit alle bisherigen Dauer- und Distanzrekorde geschlagen waren — wohlbehalten erreicht. Professor Hergesell schloss seinen Bericht mit den Worten: «Neben mir stand der Mann» — er meinte den Grafen Zeppelin — «der dies alles geschaffen hatte, in ruhiger, stolzer Bescheidenheit. Die Abendsonne beschien das edle Antlitz und küsste es mit dem Hauch der Unsterblichkeit . . .».