Schützengesellschaft Steckborn, Stadtschützen

Die Entstehung dieses wohl ersten und ältesten Schützenvereines am Platze reicht laut Protokollen auf das Jahr 1543 zurück, wo die Büchsenschützen Steckborn am Untersee erstmals erwähnt werden. Aus diesen früheren Jahren ab 1659 bis 1823 befinden sich acht Protokollbücher im Archiv der Bürgergemeinde Steckborn, welche Aufschluss über die damaligen Schiessverhältnisse vermitteln. Als Anfangstext diente meistens folgender Spruch: «Wir Menschen sind auf dieser Welt, als Schützen in den Stand gestellt. Wir schlagen an und zielen oft, nachdem ein jeder wünscht und hofft, auf dass wir uns zu Gott nur hielten, und einzig in den Himmel zielten.» Fast 2-3 Jahrhunderte wurde im Schützengraben geschossen, als Schützenhaus diente das Haus an der Landstrasse von Zollwächter Kreis-Stacher. Distanz 100 Meter über die drei damaligen Weier, mit Scheibenstand östlich des bestehenden Schützenkellers. Offizieller Schiesstag war der Donnerstag mit viel Volk und Gästen, wo dann auch dem eingelagerten Traubensaft vom Keller tüchtig zugesprochen wurde. 1868 wurde diese Anlage nach persönlichen Mitteilungen von Ulrich Guhl-Bächtold abgebrochen und nach vielen Variationen, Einsprüchen und Intrigen auf dem heute bestehendem Areal gebaut und als bester Standort befunden. Infolge der weitherum bekannten Schiesstüchtigkeit der Steckborner Schützen wurden sie 1830 dem Kreis Frauenfeld zugeteilt, nachdem sie vorher Ermatingen zugeschlagen waren, was dann auch schon damals zu einem offenen Eklat zwischen diesen Sektionen führte. Aus der Tätigkeit über die Jahrhundertwende seien einige Ausschnitte bis in die Jahre 1938 erwähnt. Zu einer Jahresversammlung wurde im Jahre 1892 auf den 29. April ins Restaurant Weingarten zu Kamerad Sebastian Herzog eingeladen. Es erschienen 43 Schützen,
als Präsident amtete Otto König, Lehrer, Kassier war der bekannte Lehrer Gustav Hausmann «Gischpel», und als Aktuar beliebte Konrad Hausmann aus der Seeschau. Aus den Reihen dieser damaligen aufgeführten Mitglieder sind uns teilweise noch folgende markante Personen in Erinnerung. Otto Ammann, zur Hoffnung, Samuel Bächtold, Fabrikant, Albert Bauer, im Lamm, August Düringer, Ehrenmitglied aus der Mehlhandlung, Georg Fauser, Brauerei Sonne, Jakob Füllemann, zur Granate, August Oswald, damals Lehrer, Konrad Spillmann, Johann Traber, Louis Wagner und Jakob Wüger. Der damalige Schiessbetrieb war mit 6-10 Übungen, dem Pflichtprogramm, dem End- und Hasenschiessen sowie mit Feldsektionswettschiessen ausgefüllt. Die Kantonalen, die Ehr- und Freischiessen in der näheren Umgebung wurden ebenfalls besucht und meistens gebührend gefeiert. 1899 wurde erstmals auf unserem Platze am 3. September das Kantonale Feldsektionswettschiessen mit sieben Sektionen und 131 Teilnehmern durchgeführt, im ganzen Kanton total 71 Sektionen mit 1301 Schützen. Den 1. Lorbeerkranz vom ganzen Kanton errang der Einheimische August Oswald mit 121 Punkten, dicht gefolgt von Ulrich Guhl-Bächtold. Das Kantonale Schützenfest am 15.-19. Juli 1900 in Amriswil wurde wie folgt besucht: Abmarsch Morgen 05.30 Uhr zu Fuss nach dem Eichhölzli, von da mit zwei Fuhrwerken aus der Brauerei Sonne nach Müllheim und mit der Bahn nach Amriswil.

Jean Gräflein, Stadtschützen und Ulrich Guhl-Bächtold, Stadtschützen

Dem guten Schiesserfolg und der gebührenden Feier zufolge, mussten leider einige Festteilnehmer die Heimreise um einen Tag hinausschieben. Sehr attraktiv verliefen ebenfalls die alljährlichen End- und Hasenschiessen, It. Aufzeichnung so z.B. am 8. Oktober 1899. Besammlung: Sonntag 12.00 Uhr beim Schützenwirt Jakob Füllemann bei der Granate. Abmarsch 12.30 Uhr mit der Stadtmusik, voran die Zeiger im Gwand zum Schützenhaus und Rückmarsch wieder in corpore bis zur Brauerei Sonne, anschliessend Absenden mit Tanz im Hotel Krone. Gestiftet wurden 56 Grümpelgaben und zwölf Hasen. In der Zeitspanne vor und nach dem ersten Weltkrieg mit wechselvoller Tätigkeit wurden die Stadtschützen von folgenden Persönlichkeiten geleitet und dominiert: Willi Bächtold, Fritz Gegauf, Heinrich Düringer, Eugen Guhl, Ferdinand Labhart im Frohsinn, später die jüngere Generation mit Konrad Hugelshofer, Jean Gräflein, Hans Hügli, Siegfried Hartmann. Im Laufe der letzten Jahre, einem jährlichen sinkenden Mitgliederbestand, wurden die Vereinsarbeiten hauptsächlich von den Herren Ernst Gremlich, Otto Haug, Walter Gubler, Oskar Diethelm, Herbert Hartmann und Edwin Fauser getätigt. Als weitere und meist erfolgreiche Kämpfer dürfen aber auch die weiteren Mitglieder von damals nicht vergessen sein. Es sind dies: die Gebrüder Otto und Emil Capt, Ernst Traber, Karl Beerli, Mammern, Ruedi Hanhart, Heretswilen, sowie die Gebrüder August und Konrad Bruttel. Die Schützenwirtschaft wurde während langen Jahren von der Familie Fauser zur Sonne geführt, ebenfalls war auch das Schützenlokal dort integriert und unter der Obhut der umsichtigen «Alma» bestens verwaltet. Im Dienste als Zeiger, miteingeschlossen die Wartung und Reparaturen des Scheibenmaterials, stand während langen Jahren Vater Konrad Rüsi mit seinen Söhnen im Amt, wo sie später von der Familie Eugen Strasser abgelöst wurden. Wohl als bleibende Erinnerung und Andenken darf abschliessend noch die einmalige antike Bestuhlung aus Eichenholz mit Bänken, Stabellen, Schiefertischen und dem Fahnenkasten in der Wirtschaft im Schützenhaus, gestiftet von Fabrikant Willi Bächtold, ehrend erwähnt werden.