Seegfrörni am Untersee

von Ed. Hanhart

Von jeher, wenn es gegen Ende November rückt, freut sich die Jugend am See auf die zu erwartende Eisdecke. In frühern Jahren, in neuerer Zeit ist das weniger der Fall, da setzte ein kalter, durchdringender Ostwind ein, dem bald Schneefall folgte. Beide kälteten das Seewasser ab, an flachen Uferstellen, wo die Bise freien Zutritt hatte, entstunden schofrige, holprige Eisflächen mit höckerigen Erhebungen.

In diesen Eisbuchten entstanden nach und nach Eisflächen und damit begann für die Jungmannschaft das Eisvergnügen, die Schlittschuhe kamen jede freie Minute in Tätigkeit und in den Eispartien gegen das Land zu wurde g'meerländlet. Fünf bis 10 Buben bildeten eine Kette, marschierten alsdann im Takt darüber hinweg, machten kehrt und wiederholten diese Touren, bis sich die junge, zähe und biegsame Eisdecke wellenartig bäumte. Dabei gab es nach und nach Durchtritte, die Schuhe wurden voll Wasser, man hatte geschöpft, den Meerland genossen. Gab es in der Folge noch ausgiebigen Schneefall, tiefe Temperaturen, Windstille und auf dem See als Zeichen starker Abkühlung des Wassers niedere Nebel, mit anderen Worten „dampfte und rauchte" er, so „kallete" dessen Oberfläche - es trat die Seegfrörni ein. Die Eisdecke wurde bei ganz ruhigem Wetter spiegelglatt, herrschte aber beim Zufrieren auch nur ein „Ruserli", das die oberste Partie Wasser leicht bewegte, so wurde die Eisoberfläche wellig, schiefrig. Die während der Nacht entstandene zeigt am andern morgen kleine Duftansätze, die sich in der darauffolgenden Nacht zu „Eisblumen" entwickelten, damit ist das Eis 2-3 cm dick geworden. Eine komplett geschlossene Eisdecke gibt es aber in den ersten Nächten nicht. Die See- Enten halten anfänglich noch Löcher offen, man erkennt sie an offenem Wasser, an nur Duftstellen oder an eingefrorenen Vögeln. Wenn es weiter recht kalt bleibt, nimmt das Eis rasch an Dicke zu, einige Zentimeter per Nacht. In frühern Zeiten erfolgte der Verkehr auf dem Eise nur zu Fuß und mittelst dem Kleinschlitten. Den letztern setzte die darauf sitzende oder stehende Person mittelst zwei mit eisernen Spitzen versehene Stecken in Bewegung, man „stefzgete." Auch der mit einem aufgespannten Heutuch versehene Segelschlitten spielte gelegentlich eine Rolle. Die anfangs des letzten Jahrhundert auch hierher gekommenen Schlittschuhe brachten in der Eisbefahrung und Eisbenützung große Aenderung. Mit solchen ausgerüstet wagten waghalsige Personen schon zwei Nächte altes Eis - also 2- 3 cm dickes - als Einzelfahrer zu probieren. Es trug sie, doch gab es beim Fahren und namentlich beim Abstoßen noch genug „Risse und Sterne" im Eis. Für Zuschauer war es oft ungemütlicher und unheimlicher als für den betreffenden Schlittschuhfahrer selbst, die ja im Vollgenuß der prächtigen Fahrt kaum Gefahr sahen. Im Volksmund sagte man diesen Frechlingen gegenüber: Der stirbt auch nicht im Bett. Bewahrheitet hat sich aber dieser Spruch doch nicht, denn glücklicherweise ist bei diesen Fahrten auf der Decke ohne Balken noch niemand ertrunken. Früher walteten die Naturkräfte bei der Eisbildung im See ungestört. Nach der Gründung der Schweizerischen Dampfbootgesellschaft für Untersee und Rhein im Jahre 1867, gab es Kursfahrten auch im Winter. Es war ihre Pflicht, den See auch zu dieser Zeit offen zu halten, also die Eisbildung möglichst lange zu verhindern und falls eine Eisdecke doch entstand, dieselbe durch Bildung einer Fahrrinne und durch den Wellengang wieder zu zerstören. Diese Tätigkeit der Dampfschiffe verursachte durch Aufschlagen der Radschaufeln auf dem Eise starken Lärm, man hörte ihr Herannahen schon lange bevor sie am Wangener Horn sichtbar wurden. Mit begreiflichem Unbehagen und mit großem Bedauern schaute die Schuljugend der kom¬menden Zerstörung ihres Eisvergnügens zu. War in der Folge das Eis stärker als die Kraft der Maschine und mußte das Schiff umkehren, dann ertönte lauter Freudenjubel als Quittung. Wenn früher die Seegfrörni eine Eisdicke von 6- 7 cm aufwies und die Witterungsverhältnisse günstig lagen, dann geruhte der deutsche Eisaufseher und Fischermeister Koch in Reichenau, den öffentlichen Verkehr zwischen Wangen / Mammern, Steckborn / Hemmenhofen und Gaienhofen, Hornstaad/ Berlingen, Mannenbach-Ermatingen / Reichenau freizugeben. Als äußeres Kenn¬zeichen wurden die betreffenden Verbindungswege mittelst Tannästen oder Tännli ausgesteckt. Im Kriegswinter 1914 wurde anlässlich der Seegfrörni vom Schweizer Militär längs und südwärts der in der Seemitte befindlichen Landesgrenze ein neutraler Streifen von zirka 50 Meter Breite ebenfalls mit Tannli abgesteckt, dessen Betreten, Befahren verboten war. Das hinderte aber den badischen Eisaufseher nicht, wiederum bis zum Steckborner Landungssteg auszustecken. Das wurde nicht mehr geduldet , die deutschen Pfadbezeichnungen innerhalb Schweizergebiet wurden vom herwärtigen Eisaufseher entfernt. In der Folge blieb es bei dieser Ordnung. Zu dieser Zeit war das Kunstschleifen noch nicht Mode; Langstreckenfahren war gäng und gäb. In mehr oder weniger großer Gesellschaft ging's seeaufwärts oder seeabwärts, gelegentlich auch bis nach Radolfzell. Man besuchte einander und holte sich den Zobig. Es war ein gesundes Wintervergnügen! Die Einwohner am See, die ja früher bis zur letzten Jahrhundertwende zur Hauptsache Rebbau mit etwas Landwirtschaft betrieben, hatten in der Eisgfrörni- Periode ihre stille Zeit. Fast allgemein ging man dann nachmittags für einige Stunden aufs Eis. Daß dabei die Weiblichkeit nicht fehlte, sei noch speziell erwähnt, einzelne fuhren selbständig, andere auf dem Eisschlitten, gestoßen von der männlichen Begleitung. Manchem der letztern kam bei der Heimfahrt der „Halt" am Schlitten sehr zu statten. Auch die Eisrädlete brachte Abwechslung. An einen fest im Eise eingefrorenen Pfahl wurde ein großes Wagenrad beweglich aufgesetzt und auf dasselbe eine zirka 10 Meter lange Stange festgemacht, an ihren beiden Enden war je ein Schlitten mit Stricken angebunden. Auf denselben nahmen Personen Platz, auch konnte sich daselbst ein Schlittschuhläufer festhalten. So „beladen" wurde das Rad mit der Stange und ihrem Anhang durch Menschenhand oder Tierzug in Bewegung gesetzt. Ein Eiskarussel erging in sausender Fahrt ringsum.

Ein fröhliches und dazu „ringes" Eisvergnügen ergibt sich auch bei ausgiebigem Westwind. Man fährt mit der S.B.B, nach Mammern, geht zum See, legt die Schlittschuhe an und begibt sich auf's Eis hinaus Daselbst wird der Rock oder der Mantel geöffnet und nun geht's mit Segelzug, also ohne jede Anstrengung, zur Heimat zurück. Eine kurzweilige Beschäftigung machten sich auch die Buben mit den „Brunnadern," den Methangasblattern unter der Eisdecke flacher Seegebiete. Sie bilden sich dorten wo pflanzliche und tierische Ueberreste in Fäulnis übergehen. Normalerweise bewirken sie Eisschmelzung von unten her, wodurch sich dann rundliche Löcher in der Eisdecke bilden. Sticht man sie vor ihrem Durchbruch auf, so entweicht das Gas unter Zischen. Angezündet brennt es in aufsteigender Flamme, die öfters Augenbraunen verschwinden ließ. Ist das Eis mindestens 10 cm dick, so trägt es Tiergespanne und dann begann namentlich früher ein reger Verkehr mit den gegenüber liegenden badischen Gemeinden und ihrem Hinterland. Holz, landwirtschaftliche Produkte, wie Getreide, Stroh etc. kamen. Heu ging von uns hinüber. Die Ofenhafner holten Lehm in der Mettnau. Im strengen Winter 1929/30 mit Kälte bis 27° C verkehrten auf der See- Eisdecke auch Schellenschlitten und Personenautos, wobei allerdings ein solches durchdrückte und verschwand. Man holte es wieder. Auch gewerbliche Kreise zogen das Eis im See zu Nutzen, so die Metzger, die Bierbrauer, der Fischhande! und in den 1860er Jahren der hiesige Krankenverein. Sie alle füllten die Eiskeller. Der letztere denselben im Schützengraben Pulverturm. Die Gerber wässerten Häute in Eislöchern. Für die Rebleute mit ihren 400 Jucharten Reben bildete die Seegfrörni stets eine Gefahr, da bei 10 und mehr Grad unter Null die Reben erfroren, das Cambium der oberirdischen Teile färbte sich braun. Eine Zellwucherung verursacht den „Kropf", dieser wurde für den Saft undurchgängig, sodaß die betreffende Rebe direkt ab Boden abstirbt, damit war der künftige Jahresnutzen vernichtet. Wohl schlägt die Rebe wieder aus, diese Schöße geben aber im darauffolgenden Sommer keinen Ertrag, wohl aber während desselben viel Mühe und Arbeit. Ein altes und dazu wahres Sprichwort sagt: Bei einer Seegfrörni kost's Rebe und Lüt. Sie bedingt auch stets eine längere und zugleich kältere Winterzeit. Herrscht große Kälte, so entstehen anläßlich der Seegfrörni bei abnehmendem Wasserstand unter donnerähnlichem Lärm Risse durch die Eisflächen - es sind das die „Wonnen." Sie können sich mehr oder weniger weit öffnen, sodaß sich das Seewasser offen zeigt, sofern sie nicht schon wieder zugefroren sind, auch bilden sich dort, wo zwei solcher spitzwinklig zusammentreffen, sogenannte Spickel, die vielfach abbrechen und die deshalb Vorsicht erfordern. Interessant ist, daß sich diese Eistrennungen bei jeder Seegfrörni und jeweils an den gleichen Orten wiederholen, so die Wonnen bei Neuburg, bei Glarisegg, beim Kloster, jetzt Kunstseide, bei Berlingen, jeweils mit Richtung badisches Ufer. Der Grenzverkehr, der in frühern Jahren noch ein recht reger war, wurde in der Eissaison vor der öffentlichen Bewilligung der Uebertritt aus dem Badischen auf die Schweizerseite und umgekehrt und nach Aufhebung derselben durch Eisschiffe, die unten zwei mit Eisen beschlagenen Kufen besaßen,- oder durch Fährschiffe im zirka 8 Meter breiten Schiffskanal aufrecht erhalten. Einen solchen haben jeweils die Steckborner und Hernmenhofer Schiffsleute gemeinsam gemacht. Die Eisdecke wurde zweimal der Quere nach durchgesägt, und die entstandenen Eisfladen unter die noch bestehende Eisfläche gestoßen. Die Fortbewegung erfolgte durch etwa 3 meterlange Stängli, die vorn eine Spitze und seitlich derselben einen rechtwinklig angebrachten, ebenfalls spitzen Dorn besaßen. Ueber Eiskanäle in der Längsrichtung des Sees in den Jahren 1814 und 1940 hat F. Bolt in seinem Vortrag berichtet. Nach genügend langer Einwirkung der Frühlingssonne bilden sich im Eise von oben bis unten verlaufende Eisstäbchen, „Eisnadeln" genannt. Das Eis „spießlete" sich. Sogar dickes Eis kann nunmehr mit einem Fußtritt auseinander geschlagen werden. Es ist „faul" geworden und reif zum Verschwinden, man hofft auf einen kräftigen Westwind, eine „Pföh", die den See von seinen Fesseln befreien soll. Dieser kam auch jedesmal, spedierte gewöhnlich vorerst das Eis östlich des Schiffskanals ans Südwestufer der Reichenau, wo es hohe Eistrümmerhaufen bildete. Das Eis unterhalb Steckborn hatte meist längeren Bestand, da es beidseitig durch Landhörner festgehalten wurde. Daselbst mußte es vorerst durch die Sonne und durch das Steigen des Sees am Ufer gut gelöst werden, bis es zur Abreise frei war. Letztere brachte ein späterer Westwind stets fertig, er verteilte das Eis auf verschiedene Uferstellen und in die Au. Ein solcher Eisgang, bei dem etwa die Hälfte der ganzen See-Eisdecke sich in Bewegung befindet, ist ein interessantes Naturbild. Dabei schleift sich auch das Eis am Wasser ab. Die Stoßkraft beim Eisgang ist gewaltig. Anbindpfähle, Randquadersteine werden niedergelegt und verschoben. Gewöhnlich blieben dabei in einzelnen Buchten noch Eisplatten zurück, und als letztes Eisvergnügen lösen Buben mittelst Aexten größere Flächen zu Eisflößen ab. Auf denselben, fortbewegt mittelst Stecken, fahren sie dem flachen Ufer entlang. Ein gelegentliches Auseinanderfallen des Eisfloßes brachte dann hie und da ein kaltes Bad als Schluß der Eissaison. Im Jahre 1886 brachen anläßlich einer Schlittschuhtour nach Wangen, auf der Heimreise beim dortigen Wangener Horn, drei Steckborner Leute im Eise ein. Wegen jeglichem Fehlen von Rettungsgeräten ertranken davon zwei, nur einer konnte durch die Hilfe vom Schweizerufer noch lebend dem kalten Element entrissen werden. Das gab dann 1887 in Steckborn Anlaß zur Gründung eines Eisklubs.

Dieser machte sich zur Pflicht, dafür zu wirken, daß bei allen schweizerischen und deutschen Seeufer- Ortschaflen Leitern und Stangen, wo nötig auch Wonnenbrücken auf Böcken plaziert werden, daß rote Fähnlein ihren Standort kundgeben, daß sichere Pfade mit Tannli und unsichere Eispartien mit Strohwischen auf Stecken bezeichnet werden. Diese Bestrebungen hatten guten Erfolg, im Laufe der Jahre sind denn auch auf beiden Uferseiten allüberall Eisvereine entstanden. Ihre Bemühungen für die Sicherheit der Eisbenützer möglichst alles zu tun, fanden allgemein und besonders bei auswärtigen Eisbesuchern volle Anerkennung und Vertrauen. Diese drückte sich bei schöner Eisbahn durch die riesige Besucherzahl deutlich aus. Noch etwas über die Schlittschuhe. Solche wurden, nach früheren Berichten, zirka 1800 durch einen Gerberburschen aus Norddeutschland hierher gebracht. Im Heimatmuseum in Steckborn sind wohl die ältesten Modelle der in hiesiger Gegend fabrizierten Schlittschuhe zu sehen. Sie haben Holzböden, unten mit eingelegter Stahlschiene, die vorne mit rückwärts gebogenem Schnabel endigt. Die älteste Art der Befestigung am Fuße erfolgte hinten mit Lederkappen und beidseitigen Drahtringen zum Durchziehen und Schnüren, die über den Risten gebunden wurden, die Vorderpartie des Fußes steckte in einem ledrigen Ueberschuh, der mit Lederschnüren fest zusammen gebunden werden konnte, gleich wie es bei den heutigen Schnürschuhen geschieht. In spätem Modellen wurde die letztgenannte Partie durch ein Lederriemli mit Schnalle ersetzt. Die beschriebenen Schlittschuhe waren bis etwa 1880 in Gebrauch, sie wurden verdrängt durch andere, ebenfalls in unserem Gebiet gemachte Modelle. August Labhart, Spenglerei, jetzige „Erika," Jean und Rich. Labhart, Kupferschmiede, zur „Torkel", machten solche ganz aus Eisen mit Einhängeeinrichtung in die Eisenhaken, - „Höögli" - die in den Schuhabsatz eingeschraubt wurden.

Der Vorderfuß ruhte auf Eisenblechscheiben und Lederriemli hinten zum Festhalten des Schlittschuhes. Das eigentliche Schleifeisen stammte meist von alten Säbeln, die ein prima hartes Material lieferten. Später wurden auch diese wieder verdrängt durch im Maschinenbetrieb ganz aus Stahl und Eisen fabrizierte Schlittschuhe. Diese konnten mit einem kleinen Hebel in einem Zug, sowohl am Schuhabsatz, als auch an der Schuhsohle befestigt werden. Die ersten Schlittschuhmarken hießen „Halifax" und Merkur. Auch über die Fischerei während der Seegfrörni sei noch etwas berichtet. Trotz Eisdeckel haben die Fische keine Ruhe. Der Kretzerfang erfolgt unter dem Namen „Zocken." Zwischen dem Neuburger oder Kuhhorn und der Gegend zwischen Ermatingen / Mannenbach und der Reichenau an Bachmündungen und ob Reisern gab es solche Fangstellen. Die winterliche Wassertiefe ist daselbst, in der Fischersprache ausgedrückt, 6- 9 Klafter (6 Fuß ä 30 cm). An der betreffenden Stelle wird ein rundes, im Durchmesser 30 cm haltendes Loch ins Eis gehauen. Neben dasselbe kommt der Zockerschlitten mit seiner zirka 6 cm dicken Strohwand zum Schutze des Fischers gegen die Unbill der Witterung. Die nun zur Verwendung kommende ganz aus Pferdehaar gemachte Zockschnur ist 14- 16 Klafter lang, zu unterst ist das Bleigewicht, dann folgt in zirka 10 cm Abstand der erste Angel und nach zirka 30 cm Distanz der Zweite. Beide sind mit 3- 5 fest gedrehten Pferdeschwanzhaaren befestigt. Als Lockspeise für die Fische werden den Angeln die „Kadern" aufgesteckt. Es sind das Entwicklungsstadien der Seemücken, die an seichten, wenig tiefen Uferstellen durch Herumlaufen in denselben durch den Fischer herausgestampft werden. Sie schwimmen dann im Wasser herum und werden mit den Kädernhämmel geschöpft. Ganz anders erfolgt der Trischenfang mit Bandrüschen. Es sind die länglichen, hauptsächlich aus Korngärtli- Liguster bestehenden, mit Weiden oder Draht gebundenen und von Hand gefertigten Gebilde - Reusen -, in die der Fisch hinein, aber nicht mehr heraus kann. Je sechs Stück derselben werden an einem zirka 50 Meter langen Grundseil in einer Distanz von 6 Meter befestigt, sie bilden dann einen Rüschenzug, der in die Seetiefen zwischen Berlingen und Mammern - und nur dort - gelegt wird. Mit einem weitern Seil sind sie mit der Oberfläche verbunden, wo ein leichtes Holzstück, der „Bührbengel" sie trägt. Das Hinaufziehen und eventuell Entnahme der gefangenen Fische erfolgt bei Seegfrörni in der Richtung des Rüschenzeuges, durch Löchermachen ins Eis und durch heben der Rüschen über dieselben hinauf. Sie werden „gebührt." Vor dem Eisgang ist dafür zu sorgen, daß der Bührbengel unter und schräg zur Eisfläche steht, damit das Rüschenzeug nicht vom abziehenden Eis mitgeschleppt wird. Am Ufer fangen die Buben unter dem Eis kleine Fischli, auch Groppen und Grundeln. Aus dem Protokoll des Steckborner Eisklubes folgt noch das Verzeichnis der 22 Seegfrörnen der letzten 65 Jahre, also diejenigen von 1886-1950. Deren 2 erfolgten schon im Dezember, 16 im Januar und 4 im Februar. Regeln punkto Seegfrörnen Eintritt und Dauer einer Eisdecke waren keine herauszufinden. Bei niederem Wasserstand erfolgten Gfrörnen unter gleichen Verhältnissen eher als bei höherem.

Seegfrörnen
Winter Beginn: Ende: Dauer:
1886/87
--
--
längere Dauer
1887/88
Januar 88
29. Januar
ca. 14 Tage
1890/91
19. Dezember 90
28. März 91
3 Monate
1892/93
5. Januar 93
14. Februar 93
39 Tage
1893/94
5. Januar 94
9. Februar 94
34 Tage
1894/95
13. Januar 95
21. Januar 95
8 Tage
1900/01
15. Februar 01
23. Februar 01
8 Tage
1902/03
22. Januar 03
24. Februar 03
3 Gefrierperioden
1904/05
24. Januar 05
31. Januar 05
7 Tage
1906/07
24. Januar 07
24. Februar 07
30 Tage
1907/08
19. Januar 08
27. Januar 08
8 Tage
1908/09
26. Januar 09
6. Februar 09
11 Tage
1910/11
9. Februar 11
11. Februar 11
3 Tage
1913/14
25. Januar 14
15. Februar 14
21 Tage
1916/17
2. Februar 17
20. März 17
40 Tage
1917/18
20. Dezember 17
1. Februar 18
44 Tage
1921/22
9. Februar 22
15. Februar 22
6 Tage
1928/29
28. Januar 29
25. März 29
56 Tage
1939/40
14. Januar 40
bis Ostern
ca. 3 Monate
1940/41
7. Januar 41
17. Januar 41
10 Tage
1941/42
14. Januar 44
15. März 42
60 Tage
1944/45
12. Januar 45
18. Januar 45
6 Tage
1944/45
12. Januar 45
18. Januar 45
6 Tage
1963
14. Januar 63
20. März 63
66 Tage