Vom Obstbau

Der Obstbau war in unserer Gegend immer bescheiden. Früher pflanzte man hier viel mehr Birnbäume als Apfelbäume. An guten frühen Essbirnen waren vorhanden: die Rötler- , Radler-, Lebern-, Schründler-, Bründler-, Trischenlebern-, Magdalenen- und Kugelbirnen. Die Mostbirnen waren durch die Süli-, Wasser- und Guntershauserbirnen vertreten. Diese Sorten wuchsen auf Bäumen, die so gross wie alte Eichen wurden. Unsere besten Apfelsorten waren früher die Welschreinetten und die Fraurotacher mit dem rötlich durchzogenen Fleische. Krebs und Spitzendörre verhinderten nach und nach ein gedeihliches weiteres Wachstum; sie degenerierten. Erwähnt seien noch als alte Sorten die Palmen-, die Frühlindauer-, die Mutteräpfel, deren Träger ebenfalls zu ganz grossen Bäumen heranwuchsen, nun aber auch verschwunden sind. Sie wurden alle ersetzt durch eine Fülle anderer, auch guter Apfelsorten, so durch den Booskop, den Glockenpfel und den Borsdorfer, ferner auch den Chüsenrainer, den Bohnapfel, den Thurgauer Weinapfel und den Tobiässler. Das Dörren von Obst, namentlich von Birnen und Zwetschgen, spielte früher eine grosse Rolle. Von Restern kamen namentlich die Langstieler und die Längler zur Verwendung; heute sind beide fast ganz verschwunden; ihre Schnitze sind nicht mehr begehrt. Mit Stolz zeigte die Hausfrau vor 100 Jahren den gefüllten Schnitztrog; denn sein Inhalt gab zusammen mit Kartoffeln manches Mittag- und Nachtessen. Auch der Nussbaum als Oelliferant war reichlich vertreten.
Für die Bewirtschaftung von Grund und Boden war von der Zeit an, als die Hilfsgeräte mit Viehzug aufkamen, der stark zerstückelte Grundbesitz recht hemmend. Er rührte hauptsächlich davon her, dass bei Erbteilungen jeder Erbe von den einzelnen Stücken seinen Teil in natura haben wollte. Sogar Obstbäume wurden, wenn die neuen Grenzen durch sie gingen, stehen gelassen und ihr Ertrag geteilt. Es gab Landwirte, die bis 59 Katasternummern ihr eigen nannten, inbegriffen bis 15 Rebparzellen in den verschiedenen Lagen und Gegenden. Dadurch hatte man bei Letztern am ehesten Gewähr, dass bei eintretenden Naturschäden, z.B. bei starker Winterkälte, bei Hagelschäden oder bei Auftreten der Röte oder der Schwärze gewisse Gegenden verschont blieben und ein allzugrosser Schaden für den Einzelnen ausblieb. Die meisten Grundstücke besassen diejenigen Landwirte, die im alten Stadtkern wohnten, sie hatten Besitztum im innern östlichen und im äussern westlichen Bann, also vom Spann und Sonnenhalde über den Wellisat nach dem Winterberg und dem Spannacker. Die Feldbacher, die Weiermer und die Wolfkehler hatten es besser; ihnen war der Westbann zur Hauptsache hörig.