Militärschützengesellschaft Steckborn

Aus den Kreisen der örtlichen Klein- und Rebbauern sowie auch von Mitarbeitern der damaligen Industrie inkl. Kleingewerbler, wurden Stimmen laut, einen eigenen Schützenverein zu bestellen, um nicht weiter mit den Stadtschützen mit grossem Programm zu tanzen. So erschienen denn nach längerem Geplänkel zur ersten Zusammenkunft am 26. Januar 1896 (Lokal bis 1906 nicht aufgeführt) 16 Mann, um die schon vorbereiteten Statuten zu genehmigen. Der Schiessbetrieb umfasst das Bedingungsschiessen und das fakultative Programm, sowie ein gelegentliches End- oder Hasenschiessen. Jahresbeitrag und Eintrittsgeld wurden auf einen Franken, der Austritt unbegründet auf 1.50 angesetzt, die Bussen auf 50 Rappen. Der erste Vorstand beliebte aus den Herren Jean Ulmer, am Steg, als Präsident, Konrad Schiegg, im Schlössli, Kassier und Jean Weber, im Dorf, als Aktuar. Versammlungen werden jeweils eine im Frühjahr, die andere im Herbst und auf Verlangen von 30 % eine weitere durchgeführt. Die Benützung des Standes sowie des Scheibenmaterials führte zu längeren Verhandlungen mit den Stadtschützen, wo man sich dann später auf einen jährlichen Beitrag von dreissig Franken einigte. Schon im ersten Vereinsjahr wurde am 18. Oktober ein Endschiessen mit 29 Teilnehmern ziemlich fürstlich aufgezogen. Sonntag 12.00 Uhr Besammlung im Restaurant Ochsen, Marsch mit der Stadtmusik zum Schützenhaus und nach Ende Feuer wieder geschlossen zum Ochsenwirt zurück, mit anschliessender Preisverteilung und Unterhaltung bis zum Morgengrauen. 1909 wird der Verein Mitglied des Thurgauischen Kantonalverbandes und des Schweizerischen Schützenvereins. Dadurch müssen die dazu erlassenen Schiesspflichten strikte befolgt und kontrolliert werden. Der Staatsbeitrag der beiden offiziellen Schiessen wird weiterhin an die Schützen persönlich verteilt. Einer Einladung der Stadtschützen als Eigentümerin des Scheibenstandes, die Unterhaltsarbeiten gemeinsam zu bestreiten, wird abgelehnt, ebenfalls hat auch die Bürgergemeinde kein Interesse, das Areal zu übernehmen. 1900 wurden endgültig neue Statuten bereinigt und vom Thurgauischen Militärdepartement genehmigt. Die Schützenwirtschaft, die bis anhin von Jean Hausmann, Schlosswirt, geführt wurde, geht über an Jakob Füllemann, in der Granate. Im Vorstand blieben auf weiteres als Aktuar die Kameraden Jean Labhart, im Vaterland, Gerhard Stahel und ab 1905 für lange Zeit Albert Eichenberger, derweil die Jean und Gottlieb Ulmer lange Zeit als Präsident und Schützen¬meister amten. Durch grossen Zuwachs neuer Schützen und auch häufigen Wechsel zählt der Verein 95 Mann. Es müssen deshalb acht Scheiben gestellt, sowie weitere zwei Zeiger in den Personen von Hermann Kuhn und Konrad Rüsi verpflichtet werden.

Albert Eichenberger, Militärschützen und Alfred Traber, Militärschützen

Ab 1910 wird erstmals an einem Feldsektions-Wettschiessen teilgenommen mit der Bedingung, dass dies auf dem Platze Steckborn zur Durchführung gelange, das denn auch mit fünf Sektionen Ende August abgewickelt wurde. Aus finanziellen Gründen, infolge der grossen Wasserschäden vom Hochwasser und des schlechten Herbstes, wird kein Endschiessen durchgeführt. Wechsel im Vorstand gab es zu dieser Zeit mehr wie heute. So wurde neuer Präsident Konrad Schiegg, Aktuar Heinrich Billeter und Kassier Charles Benz. Zum Ehrenmitglied der Gesellschaft wird als erster Jean Ulmer, am Steg, erhoben. Der Verein zählt nun 108 Aktive, 7 Passive und 1 Ehrenmitglied, total 116 Miglieder. Ab 1911 findet die Jahresversammlung probeweise nicht im geteilten Vereinslokal der Brauerei Sonne statt, der besseren Uebersicht wegen einmal im Kronensaal, wo bei 56 Anwesenden Theodor Hug und Albert Fröhlich als Stimmenzähler amten.
Infolge Neugründung der Grütlischützen im laufenden Vereinsjahr und dem Wegzug von aktiven Schützen, gab es in Sachen Austrittsgelder eine harte Diskussion, doch mussten alle Abtrünigen den festgesetzten Betrag von Franken 1.50 berappen, oder er wurde dann am Staatsbeitrag ab¬gezogen. 1912 verliert der Verein, wie viele Kleinsparer, des Bankkra¬ches wegen 125 Franken. Ab 1914 bis Ende des Krieges sinkt infolge Mangel an Munition die Schiesstätigkeit, und erst ab 1921 mit dem neuen Scheibenstand und dessen Einweihung geht es wieder aufwärts im Verein. Während diesen Kriegsjahren bis zum Anfang der Dreissiger Jahre haben folgende Vorstandmitglieder den Verein massgebend geprägt: Jakob Rüegg, Alfred Düringer, Charles Benz, Emil Labhart, Wagner, Albert Eichenberger und Jean Labhart, im Vaterland, die alle zu Ehrenmitglieder ernannt wurden. 1926 wird ein Gesuch um Aufnahme im Bezirksschützenverband verworfen, und 1927 müssen auf Drängen des EMD separate A- und B-Mitgliederlisten erstellt werden. In der letzten Vereinsetappe weist der Verein 1930 folgenden Bestand auf: 88 Aktive, 10 Passive und 8 Ehrenmitglieder. Die Ablösung nochmals im Vorstand zeigte neu als Präsident Ernst Füllemann, Modellschreiner, Alfred Traber als Aktuar und Ueli Füllemann als Kassier, Beisitzer Ernst Füllemann, Mechaniker. Uebungen wurden folgende abgehalten: 5 Obligatorische und 3 Freiwillige. Infolge der Krisenjahre, verbunden mit der Arbeitslosigkeit, sank der Mitgliederbestand zusehends, bis die neu erstandene Bernina-Nähmaschinenfabrik neuen Schwung und junge Leute nach Steckborn brachte, die aber meistens bei den Grütlischützen eintraten. Als oft erfolgreiche Kranzschützen dürfen noch die Kameraden Alfred Traber, Fritz Imhof und Traugott Kirchhofer Erwähnung finden. Eine letzte Ablösung 1936 im Gremium bringt als neuen Präsidenten Ernst Füllemann, Mechaniker und als Schützenmeister Moritz Ulmer. Die bereits in der Luft schwe- bende Fusion bringt viel Zündstoff, speziell die ältere Garde wehrte sich anfänglich energisch, doch an der endgültig letzten Versammlung vom 12. November 1938 in der Krone wird mit grossem Mehr diesem Zusammenschluss zugestimmt, und der Präsident Ernst Füllemann kann in Verbindung mit den anderen Vereinen die Arbeiten dazu in die Wege leiten