Kriegsjahre

Nachdem sich nun unser neuer Verein endgültig etabliert hat, werden die internen Geschäfte auf das kommende Vereinsjahr 1939 vorbereitet und die Mitglieder zur ersten Hauptversammlung auf den 3. März abends 20.00 Uhr in den Sonnenhofsaal eingeladen. Anwesend sind 58 Schützen, es wird über den schlechten Zustand des Schützenhauses, des Läutwerkes, der Abortanlagen und über die Versicherung der Zeiger diskutiert. Im Jahresprogramm besuchen wir am 6. und 7. Mai das Bezirkswettschiessen in Hüttwilen, mit 27 Mann melden wir uns zum Eidgenössischen Schützenfest in Luzern, das Ende Juni durchgeführt wird und unserer Sektion erstmals einen Lorbeer mit Goldblatteinlage bringt. Noch in der 3. Kategorie mit 622 Sektio¬nen stehen wir im 208. Rang und kantonal an 12. Stelle, 6 Einzelkranzresultate, an erster Stelle Otto Haug mit 57 Punkten. Ebenfalls wurde auf unserem Stand am 3. und 4. Juni das Einzelwettschiessen und am 26. und 27. August das Feldschiessen durchgeführt mit einer Beteiligung von 83 Mann, 10 Schützen erreichten das Kranzresultat, und mit 75 Punkten schwang Ernst Okle obenaus. Mit 166 A-und B-Schützen wurde auch das obligatorische Programm erfüllt und der erstmalige totale Jahresstich zeigte folgende Kameraden an der Spitze:
Otto Haug, Ernst Traber, Fritz Rotach, Josef Schai, Ernst Gremlich und Hans Ammann. Das noch als Saisonabschluss in Aussicht gestellte Endschiessen mussten wir wohl oder übel der eingetretenen Kriegslage wegen vergessen. Wer hätte schon bei unserer Heimkehr vom Feldsektionswettschiessen gedacht, dass wir in zwei Tagen wieder zur Waffe greifen müssten. Die lang vorgeahnte Kriegsdrohung kam durch Hitlerdeutschland zum Aus bruch, und die sofortige Mobilmachung des Grenzschutzes auf den 29. September und wenig später der ganzen Armee wurde Tatsache. Durch diese eingetretene Situation, die sich automatisch auf Grund der Munitionsrationierung und der laufenden Dienstleistungen speziell auf die jüngeren Jahrgänge auswirkte, war der ganze Schiessbetrieb während all den Kriegsjahren stark reduziert. 1940 und 1941 wurden vom Bund 24 Patronen Kaufmunition und 18 Gratispatronen für das Feldschiessen abgegeben, was denn auch für das Bezirks- und Endschiessen noch ausreichte. Ab 1942 bis 1945 konnte das Bundesprogramm freiwillig mit 20 Patronen und das Feldschiessen mit 18 Schuss erfüllt werden, Kaufmunition wurde keine abgegeben. Erstmals nimmt auch 1944 die neu gegründete Pistolengruppe, die einen Bestand von 23 Mann hat, am Feldschiessen teil. Als schöne und bleibende Erinnerung war wohl für uns alle der Besuch des Feldschiessens am 15. Juli 1945 in Raperswilen. Mit drei dekorierten Pferdefuhrwerken, vorerst zu Fuss bis zum Eichhölzli, ging's dann «Hoch auf dem gelben Wagen» dem Bürgerort unseres Präsidenten zu, um im heutigen Wettkampf und mit dem ad hoc gebildeten Schützenchörli aus eigenen Reihen einen schönen Tag mitzuerleben. Die Heimreise führte uns in froher Stimmung über den Seerücken hinunter nach Ermatingen, und nach einem kurzen Halt am See entlang unserem Vereinslokal in Steckborn zu. Auch das erreichte Schiessresultat war erfreulich, denn nach der kantonalen Rangierung standen wir von 118 Sektionen im 4. Rang mit acht erfolgreichen Kranzgewinnern. Schon mussten im 3. Jahr unserer Vereinsgeschichte 1941 verschiedene Mutationen innerhalb des Vorstandes teils wegen Wegzugs, vorgenommen werden, die erfreulicherweise mit qualifizierten und ebenso guten Schützen wieder besetzt werden konnten. So als Aktuar Konrad Gräflein, Munitionsverwalter Ernst Schelling, Sekretär Josef Reichmuth und als Beisitzer Josef Schäfli. Durch die kriegerischen Verhältnisse rings um unser Land, musste auch die Steckborn Kunstseide AG eine eigene Betriebswehr formieren, welche mit Karabiner und Langgewehr ausgerüstet ist. Uebungshalber müssen sie unseren Stand benützen und treten unter Leitung von A. Weigele und W. Lenzin am 13. Dezember 1941 mit 41 Mann in unserer Verein ein, womit sich der Mitgliederstand auf 206 erhöht. Die Schützenwirtschaft, die seit Jahren von der Familie Fauser geführt wurde, übernehmen vorüberge¬hend die Löwenbeizer Mathis und Baumann und ab 1946 unser Schwanenwirt und Scharfschütze Josef Künzli. 1944 rückt für den wegziehenden Jakob Schmid, August Bauer als 2. Schützenmeister im Vorstand nach, und Ernst Gremlich übernimmt das Präsidium im Bezirksschützenverband für den scheidenden Heinrich Jäger aus Nussbaumen.