Schloss Klingenberg

Schloss Klingenberg

Zwischen Müllheim und Homburg auf dem Seerücken liegt Schloß Klingenberg, freilich nicht mehr in der ursprünglichen Gewalt.
Welcher Besucher der heutigen, prosaischen Anlage würde glauben, daß das Dienstmannengeschlecht, das hier seinen Stammsitz hatte, ehemals eine hervorragende Rolle spielte. Die Herren von Klingenberg leisteten namentlich für die Habsburger wertvolle Arbeit und genossen durch eine Reihe ausgezeichneter Männer vom 13. bis 15. Jahrhundert hohes Ansehen. Mittelpunkt ihrer Macht wurde um 1300 der Hegau, wo sie über 200 Jahre lang den Hohentwiel besaßen. Gleich der erste Vertreter war 1151 Abt zu Allerheiligen in Schaffhausen, und so finden wir weiter unter den Mitgliedern der Familie eine ganze Anzahl geistlicher Würdenträger in leitender Stellung. Von 1324-1340 urkundet Konrad, dem Kalchrain das Dasein verdankt, als Bischof zu Freising. Die glänzendste Laufbahn aber machte Heinrich der Jüngere, ein feingebildeter Mann mit starker dichterischer Ader, Inhaber ungezählter Ehrenämter in ganz Europa herum. Seit 1293 war er Bischof von Konstanz, vorher Vizekanzler Rudolfs von Habsburg, was ihn mit den meisten Machthabern der damaligen Welt in persönliche Berührung brachte. Auch die Klingenberger weltlichen Standes bewiesen mehrfach in königlichem Sold ihr Diplomatengeschick oder führten ein scharfes Schwert. Hans, der 1346 bei Crecy fiel, galt Jahrzehnte lang als stärkster und tapferster Ritter; sein Enkel ließ 1388 bei Näfels, der Urenkel 1405 im Appenzeller Krieg das Leben. Der letzte des Namens starb 1580 als Jüngling und liegt im Konstanzer Münster begraben.


Nicht als ob alle diese Herren auf ihrer Stammburg gewohnt hätten! Vielmehr ging die Besitzung schon um 1360 durch Heirat an Hermann von Breitenlandenberg, 1416 an Ulrich Payer, Vogt zu Arbon, über. Im alten Zürichkrieg brannte Hans von Rechberg 1444 die Gebäulichkeiten nieder; doch erstanden sie sofort wieder aus der Asche. Bald darauf wurden die von Heidenheim Besitzer, welche 1651 die Liegenschaft samt Rechten ans Kloster Muri verkauften. Die Herrschaft umfaßte die niedere Gerichtsbarkeit über Homburg, Hörstetten und ein Dutzend Höfe, sowie das Patronat der Kirche Homburg. Von 1652-1841 schalteten nun in Klingenberg ununterbrochen zwei Patres aus Muri, der eine als Statthalter und Kaplan, der andere als Pfarrer von Homburg. Im Jahre 1695 fielen die Gebäude neuerdings einer Feuersbrunst zum Opfer und wurden erst allmählich wieder aufgebaut. Das gleiche Schicksal traf einen Teil der Anlage 1772 abermals. Als infolge der Klosteraufhebung 1841 Klingenberg dem Staat Aargau zufiel, veräußerte dieser das Gut an Privatleute. Ein wenig verständnisvoller späterer Besitzer, von Stucker, wußte nichts Besseres, als 1849 das turmartige, weithinsichtbare „obere Schloß", das allein noch Reste der ursprünglichen Burg enthielt, abzubrechen. Es stand auf der viereckigen Terrasse nordwestlich des heute übriggebliebenen „unteren Schlosses", für dessen Entstehungszeit die Wappen des Fürstabtes Plazidus Zurlauben (1684-1723) und seines Nachfolgers einen willkommenen Anhaltspunkt bieten. Im Jahre 1903 hat die Sparkasse Luzern, welcher das Gut damals gehörte, den Grundbesitz zerstückelt.

  1. Heute