Wer war denn Kaiser Heinrich VII. ?
Deutscher König und Kaiser,
der Gewahrer des Marktrechts
Wer war wohl dieser König und Kaiser, welcher vor
650 Jahren unserem Ort das Marktrecht gewährte und
dem unsere fernen Vorfahren als obersten Landesherrn
zu huldigen hatten? Wie stunden die Verhältnisse damals in unseren helvetischen Gauen?
Es war eben die Zeit, als über den Bergen rund um
den Vierwaldstättersee das frühe Morgenrot der Freiheitsbewegung aufzuleuchten begann. Merken wir uns die
Regierungszeit Heinrich VII: 1308 -1313. Schon ein
halbes Jahr, nachdem er Steckborn das Marktrecht verlieh, wurde der Monarch von einer Seuche dahingerafft.
Heinrich VII. war den W'aldstätterbauern sehr wohl gesinnt, denen er weitgehende Rechte gewährte. Herzog
Leopold von Oesterreich, ein Sohn Albrechts I., des Vorgängers Heinrich VII., wollte den aufsässigen Bauern in
den Waldstätten den Meister zeigen, wobei es zur ersten
blutigen Auseinandersetzung am Morgarten kam, bei der
sich der junge Bund so glänzend bewährte.
Heinrich VII. wurde geboren 1269 und erreichte nur
ein Alter von 44 Jahren. Als sein Vorgänger, der unglückliche König Albrecht I. bei Windisch einer Mörderhand
zum Opfer fiel, wählten die Kurfürsten am 7. November
1308 in Frankfurt nicht einen seiner Söhne, sondern eben
Heinrich VII. aus dem Hause Luxemburg zu dessen Nachfolger. Die Muttersprache Heinrichs VII. war französisch.
In der Blüte seiner Jahre bestieg er den Königsthron und
drei Jahre später, ein Jahr vor seinem plötzlichen Tode,
empfing er noch die Kaiserkrone. Als Heinrich der VII.
nach seiner Krönung im Winter 1308 mit seinem glänzenden Gefolge den Rhein herauf kam, da erschienen zu
Konstanz Boten der Waldstätte vor ihm und baten ihn
um Bestätigung der Freiheiten. Der neue König, der in
Albrechts Söhnen gefährliche Nebenbuhler sah, bestätigte
nicht nur den unanfechtbaren Freiheitsbrief von Uri, sondern auch den stets umstrittenen von Schwyz und gab
sogar den Unterwaldnern einen solchen, wobei er den
ganzen Waldstättebund als reichsfrei erklärte.
Ständig finden wir nun Heinrich VII. unterwegs, stets
bestrebt, sein Reich zu mehren. Was seit den Staufen
kein König mehr getan, zog er wieder einmal über die
Alpen, um die alten Rechte der deutschen Könige auf
Italien geltend zu machen mit dem Endziel, das heilige
Land zu erobern. Vorerst sicherte er sich das Land Böhmen für seinen Sohn. Mit der Hand der Elisabeth, der
zweiten Schwester Wenzels III., sollte er Thron und Reich
erlangen. Am 7. Februar 1311 wurde der erst 14jährige,
damals schon verheiratete Sohn in Prag gekrönt.
Mit etwa 5000 Mann trat Heinrich VII. im Herbst 1310 den Zug nach Italien an, von wo es kein zurück mehr geben sollte. Durch die westliche Schweiz über den Mont Cenis gelangte er in das Land seines Schwagers Amadeus von Savoyen. Italien lag wieder einmal im Zustand wilder Gärung. Der erste grössere Erfolg war die friedliche Besetzung von Mailand, wo er sich am 6. Januar 1311 die lombardische Königskrone aufs Haupt setzen liess. Die darauf folgenden Wintermonate verbrachte Heinrich VII. in Genua. Dort musste er seine edle Gemahlin, eine Margareta aus dem Hause Brabant, zurücklassen. Auch sie erlag einer Seuche. Auf dem weiteren Weg nach Rom stiess Heinrich VII., der Führer der Ghibellinen, welcher Partei auch Dante angehörte und der den König Heinrich VII. nach Kräften besang, auf den heftigen Wider stand der Guelfen unter Führung König Roberts. Anfang Mai 1312 gelangte Heinrich VII. nach Rom, wo er sich in heftigen Strassenkämpfen den Weg zur Peterskirche zur ersehnten Kaiserkrönung bahnen musste. Die Kaiserkrone empfing er am 29. Juni 1312, allerdings unter Umständen, die ihm die Freude an der Zeremonie trüben musste. Diesmal musste eine Tochter Heinrichs daran glauben, indem sie die Hand zur Verlobung dem Sohne Friedrichs, dem Beherrscher Siziliens, reichen musste, womit Heinrich VII. neue Hoffnung auf dereinstige Wiedereroberung des Heiligen Landes fasste. Doch dazwischen lag noch das Königreich Neapel, dessen Betreten der Papst mit der Strafe des Basses drohte. Da zog sich Heinrich VII. zur Vorbereitung des Endkampfes nochmals nach der Toscana zurück, wo er dann unter anderem auch im Januar 1313 Abt Diethelm von der Reichenau empfing und für Steckborn das Marktrecht gewährte, dann starb er plötzlich am 24. August 1313 im Alter von erst 43 Jahren im toscanischen Landstädtchen Buonconvento.
In Pisa hat er seine letzte Ruhestätte gefunden.
Kaiser Heinrich VII. war ein Kind seiner Zeit. Seine kurze Regierungsepoche war gekennzeichnet durch immerwährende Machtkämpfe und kriegerische Auseinandersetzungen. Der in seinen allerersten Anfängen stehenden jungen Eidgenossenschaft gewährte der damalige Herrscher europäischen Ausmasses wertvolle Unterstützung. Dass er aber auch unserem kleinen Flecken am Untersee durch Gewährung des Marktrechts seine Gunst erwies, das wollen wir heute nach 650 Jahren dankbar anerkennen. Hans Bazzell 1963
Unterdessen sind wir im Jahre 2013 und feiern die 700 Jahre.