Eduard Hanhart
Eduard Hanhart in Steckborn wurde am 7. April 1866 in seinem Vaterhause, das er außer seinen Studienjahren zeit seines Lebens bewohnte, als Sohn von Stadtarzt Dr. Hanhart geboren. Er durchlief die Schulen von Steckborn und die Kantonsschule Frauenfeld, worauf er in Bern sich dem Veterinärstudium widmete, um sich hernach als Tierarzt in seinem Vaterstädtchen niederzulassen. Am 8. September 1894 reichte Eduard Hanhart Fräulein Susette Kreis aus Ermatingen die Hand zu einem ebenso langen wie selten glücklichen Lebensbunde. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor, letzterer wurde aber kurz vor dem Abschluß seiner Studien heimberufen, ein Schlag, der das Elternpaar viele Jahre lang tief beschattete. In der Öffentlichkeit übte Eduard Hanhart eine überaus reiche und gesegnete Tätigkeit aus. Schon 1898 wurde ihm das Bürgerpräsidium übertragen, welches Amt er bis 1949, also 51 Jahre lang mit größter Umsicht ausübte. Anläßlich des Rücktritts von diesem Amte wurde ihm für diese seine verdienstvolle Tätigkeit das Ehrenbürgerrecht verliehen. Mit seiner Wahl zum Bezirksstatthalter legte Eduard Hanhart den Veterinärberuf endgültig nieder und wurde zum Verwaltungsfachmann. 24 Jahre lang blieb dieses höchste Amt, welches der Bezirk zu vergeben hat, in seinen Händen. Ferner arbeitete Eduard Hanhart in unermüdlicher und selbstloser Tätigkeit für sein liebes Heimatstädtchen jahraus jahrein an den Werken, die ihm selbst so sehr ans Herz gewachsen waren. Da wäre einmal die vollständige Registrierung und Neuordnung des Bürgerarchivs zu nennen, das in seinen Anfängen bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Dann durfte sich Eduard Hanhart mit Stolz als den Begründer des Heimatmuseums nennen, das im Wahrzeichen unseres Städtchens, im Turmhof, einen so würdigen Platz gefunden hat. Fast kein Tag verging, ohne daß er dort seine ordnende Hand nicht hätte walten lassen, und auch zahlreich sind die wertvollen historischen Objekte, die er im Laufe der Jahre aus seinem eigenen reichen Privatbesitz dem Museum einverleibte. Die Geschichte des Turmhofs und die Geschichte des Städtchens waren ebenfalls wertvolle Publikationen, die aus seiner Feder in den Jahresheften der Heimatvereinigung am Untersee erschienen. Auch die Heimatvereinigung wurde von ihm begründet und stand seit ihrem Bestehen unter seiner initiativen Leitung. Ja, er war der beste Kenner seiner Heimat, er war der Hüter der Tradition, das Gewissen des Historikers. Im Militär bekleidete Eduard Hanhart als Oberstleutnant das Amt eines Divisionspferdearztes bei der alten 6. Division. Noch im zweiten Weltkrieg rückte der damals schon 75 jährige ein. Auch im Dienst war alt Statthalter Hanhart mit ganzer Sache dabei und erinnerte sich stets gerne der schönen Tage, die er im Ehrenkleide im Kreise seiner Waffenkameraden verbringen durfte. Welch hohe Achtung er übrigens auch in militärischen Fachkreisen genoß, beweist eine Anfrage wegen der Übernahme eines hohen militärischen Postens, die seinerzeit an ihn gestellt wurde. Doch hätte er damit nach Bern übersiedeln müssen, was auch den Ausschlag dafür gab, daß er das Amt ablehnte. Ein Glück für Steckborn! Bei dieser Gelegenheit sei auch an das Vermächtnis erinnert, mit dem alt Statthalter Hanhart die Schützenwiese dem Städtchen geschenkweise überließ, diesen prächtigen, schattigen Obstgarten, der sich dank seiner zentralen Lage so ideal eignet zur Durchführung von Sommerfesten. Endlich sei erwähnt, daß Eduard Hanhart auch während sechs Jahren, von 1907 bis 1913, bis zu seiner Wahl zum Bezirksstatthalter, das Amt des Ortsvorstehers inne hatte. Verkehrsverein und Gewerbeverein besaßen in ihm einen eifrigen Verfechter ihrer Interessen und in der freisinnigen Partei hatte er jahrzehntelang maßgebenden Einfluß. In jungen Jahren, damals, als es noch nichts Selbstverständliches war, sozusagen in der Steinzeit des Turnwesens, machte Eduard Hanhart bei den Mannen im weißen Gewand wacker aktiv mit und blieb auch mit den Turnern zeit seines Lebens eng verbunden. 1910 ernannte ihn der Turnverein in Anerkennung seiner Verdienste um das Turnerwesen zum Ehrenmitgliede. Er starb am 31. März 1953. Ein reiches, sinnvolles Leben hat sich in schöner Weise erfüllt.
B.U