Der Beginn des Christentums am Untersee

Wie Funde von Mondhörnern auf der Insel Werd belegen, war die Bevölkerung (Bronzezeit) noch dem Mondkult ergeben. Die vordringenden Römer stiessen in unserer Gegend auf Kelten. Tasgetium, heute Eschenz hat seinen Namen ursprünglich nicht von den Römern, sondern von einem Kelten namens Tasgetes. Auch Cäsar erwähnte einen Kelten dieses Namens. Etwa um das Jahr 100 n. Chr. verlegten die Römer ihre Reichsgrenze vom Rhein bis Mitten durch Germanien. Das blieb so bis etwa um 260 n. Chr. als sie diese wieder bis zum Rhein zurücknehmen mussten, was dann die Verstärkung und Befestigung der Grenzkastelle und die Anlage von Wachtürmen zur Folge hatte.

Das Castrum von Tasgetium auf Burg, welches noch die nähere Bezeichnung  ad caput Rheni, am Ursprung des Rheins hatte, erhielt laut einer Inschrift seine letzte Umgestaltung um das Jahr 294 unter Kaiser Diokletian und seinem Mitkaiser Maximian. Die Römer blieben Herren am Rhein und Bodensee bis zum Jahre 401.
Welche Rolle spielen die Römer bei der Christianisierung in unserer Gegend ? Gerade in diese Zeitperiode gehen die ersten Nachrichten vom auftauchenden Christentum in den westlichen Teilen der heutigen Schweiz zurück.Über das Vordringen des Christentums in die damalige, noch ganz unter römischer Herrschaft gestandenen Schweiz darf man sich nicht wundern, denn seit dem Jahre 311 war die christliche Religion im römischen Reiche geduldet und seit dem Jahre 380 mit dem obligaten Glaubensbekenntnis der Kirchenversammlung von Nicäa Staatsreligion. Im Jahre 391 verbot Kaiser Theodosius die Ausübung des Heidentums und jedes heidnische Opfer. Das galt auch für Helvetien. Das Bauen christlicher Kultstätten oder das Umformen von heidnischen Tempeln in christliche Gotteshäuser provozierte am Ende des 4.Jahrhunderts keine Schwierigkeiten mehr.
Nun stellt sich die Frage, ob anzunehmen ist, dass zu jener Zeit auch schon etwas vom Lichte des Evangeliums in unsere Gegend gekommen ist. Da dies für die Militärstationen  Arbon und Bregenz feststeht, so werden wir es auch für Ad Fines (Pfyn), diesen bedeutenden Waffenplatz und diese wichtige Grenz- und Reisestation, sowie für Tasgetium (Eschenz) mit seiner Grenzfestung und Rheinbrücke annehmen dürfen. Einen direkten Beweis für ein hiesiges Frühchristentum haben wir zwar nicht, aber die Tatsache kann darauf deuten, dass sowohl mitten in der Festung Tasgetium, als auch mitten im Dorf Tasgetium in unmittelbarer Nähe der Rheinbrücke in ganz früher Zeit je eine christliche Kirche gebaut wurde.
Alle Voraussetzungen schienen gegeben, dass sich die Keltenbevölkerung, nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land dem Christentum zuwenden würde.
Da kam plötzlich eine Wende der militärischen und politischen Lage. Die völkerwanderung hatte bereits eingesetzt und der Heerführer Stilicho sah sic veranlasst, die römische Besatzung aus Helvetien und von der Rheingrenze abzuziehen und sie in Italien gegen den mächtigen Gotenkönig Alarich einzusetzen. Die Entblössung dieser wichtigen Grenze hatte zur Folge, dass die Alemannen, welche schon 140 Jahre früher in den römisch- germanischen Limes in der Maingegend durchbrochen hatten und dann langsam gegen Süden vorrückten, nun auch den Rhein in unserem Gebiet überschritten und Siedlungen gründend sich hier und in der Bodenseegegend festsetzten.
Alles Römische traten die Alemannen unbarmherzig nieder und alles Christliche drängten sie zurück, denn sie waren Heiden mit Naturdienst für Feuer und Licht, Wald und Bäume und wütende Feinde der Römer. Als sich der Germanenfürst Chlodowig im Jahre 507 von Bischof Remigius taufen liess , wurde eine Christianisierung der Germanen eingeleitet und das Christentum rückte immer näher und kam den Alemannen in die Gesichtsweite. Es kam ihnen auch von Süden immer näher. Man hat sichere Nachricht, dass es im Jahre 452 schon einen richtigen Bischof in Chur gab. Es bedurfte sehr starker christlich religiöser Kräfte, die an ihrem Heidentum hängenden Alemannen zu bekehren. Für unsere Gegend waren das Columban und Gallus, Pirmin und Othmar und als Kraftzentren wirkten die Klöster St. Gallen und Reichenau und die Bischofskirche von Konstanz.

Columban verliess mit zwölf Gefährten sein irisches Kloster Bangor in Ulster, wo neben strenger Askese auch gründliche Wissenschaft gepflegt wurde, landete in der Bretagne und schritt unter der ihm gewogenen Herrschaft schnell zu Klostergründungen. Nach fast 20 Jahren musste der gestrenge Abt da er auch zum Sittenmahner am Hofe wurde und sich den Unmut Brunchildis zugezogen hatte, seine Gründungen im Frankenland verlassen. Auf Umwegen kam er zu König Theudebert von Austrasien nach Metz. Dieser verhinderte seinen Plan, mit den Gefährten nach Italien zu reisen und beauftragte ihn mit der Christianisierung der Alemannen, da er sich davon eine engere Bindung an das christliche Austrasien versprach.

Also begab sich Columban mit seinen irischen Genossen, unter denen sich auch Gallus befand auf dem Wasserweg rheinaufwärts , dann der Limmat entlangvia Zürich nach Tuggen. Seine Hlzhammermethode kam bei den Alemannen nicht so gut an, und sie mussten schleunigst fliehen.

Auf ihrer Flucht kamen sie an den Bodensee bei Arbon, wo aber noch soviel und so altes Christentum bestand, dass sie nach Brigantium (Bregenz) weiterreisten. Wieder kam es durch die Überreaktion Columbans zu keiner Klostergründung und nach zweijährigem Abmühen kam Columban zur Einsicht, dass die Christianisierung der Alemannen nicht durchführbar sei. So griff er seinen früheren Plan auf, mit seinen Gefährten zu den Langobarden nach Italien zu ziehen. In der Nähe von Piacenza gründete das Kloster Bobbio. Hier starb er zwei Jahre später am 23. Nov. 615.

Die Franken hatten Coluban und seine Mönche zur Christianisierung der Alemannen veranlasst und die selben Franken hatten zu Erreichung des selben Zieles im Kern- und Stammland dieses heidnischen Volkes im römischen Militärkastell von Konstanz ein Bistum errichtet. Leicht lässt sich ermessen, dass von hier Strahlen christlichen Glaubens die Orte am Seeufer erreichten und dass der Bischof die Not derer linderte, welche dem gleichen Ziele zustrebten wie er.Kaum hatte Columban das Land um 612 verlassen, sassen die Regierenden auf einem Reichstag mit den Herzögen und Grossen ihres Reiches und mit den 33 Bischöfen zusammen und berieten - sie taten es im Jahre 622 noch einmal - eine Lex Alemannorum, ein Alemannengesetz. Es zielte darauf ab, dass es für jeden Alemannen wünschenswert erscheinen musste, nicht mehr Heide sondern Christ zu sein. Columban war sehr ungehalten, dass er seinen fähigsten Gefährten und Schüler Gallus als Fieberkranken zurücklassen musste. Doch es war eine gütige Vorsehung gewesen, welche Gallus in Arbon zurückgehalten hatte, denn dem der alemannischen Sprache kundigen Missionar war noch eine hohe aufgabe zugedacht. dem Steinacherflüsschen folgend fand Gallus für sich und seine Gefährten ein gewünschtes Plätzchen zur Selbstheilung.

Der fränkische König garantiert dem wundertätigen Abte durch einen Schutzbrief das recht auf seine Zelle am Quell der Steinach. Am 16. Okt. 630 stibt Gallus. Seine Zelle aber verödete nicht, sonden begann nach wenigen Jahrzehnten zum Wohle der Alemannen aufzublühen, was auch am Untersee verspürt wurde.

Bevor aber st. gallen im Stande war, christliches Glaubensleben wirkungsvoll ausstrahlen zu können, begann sich am Untersee ein anderes mächtiges Kirchenzentrum aufzutun, nämlich das Benediktinerkloster auf der Reichenau. Der wahrscheinlich aus England stammende Pirmin begab sich im Jahre 711 nach dem Frankenreich. Am 25. April 724 schenkte ihm Karl Martell als fränkischer Hausmeier die Bodenseeinsel des Sintlas - später Reichenau genannt.- zur Gründung eines Klosters. Gleichzeitig empfahl er ihn dem alemannischen Herzog Landfried und dem Grafen Berthold. Die Gründung des Klosters auf der Reichenau , das als das erste Benediktinerkloster in deutschen Landen gilt, machte rasche Fortschritte. Aber schon nach wenigen Jahren verliess Pirmin seine Gründung und begab sich ins Elsass, wo er das Kloster Murbach und die Abtei Hornbach ins Leben rief. Dort starb er im Jahre 753.

Seine Stiftung auf der "Sintlasau" (Reichenau) begann sich wundervoll zu entfalten und bald leuchteten die Heiligtümer von St. Peter und Paul an den Enden der langgestreckten Insel und dann aus ihrer Mitte Kloster und Münster weit in alemannische Lande hineinund riefen namentlich die Uferbevölkerung in ihrer Nähe zum christlichen Glauben auf.

Wird fortgesetzt….