Wohnhäuser

Das Parterre- Mauerwerk der Wohnhäuser wurde sozusagen ohne Fundament aus Kieselsteinen, Sand und Wetterkalk erstellt; auf demselben wurde dann mit Riegelwerk weiter gebaut. In den meisten Fällen zeigte das Haus gegen die Strasse für das Auge wohltuende Balkenbilder. Die Haustürgerichte bestanden fast immer aus Sandstein, seltener aus Eichenholz; ihr „Sturz“ hatte stets runde Form. Die Fenster waren noch zu Anfang des letzten Jahrhunderts zusammengesetzt aus runden Butzenscheiben mit Bleiverglasung; später wurden diese ersetzt durch Scheiben, die aus Glasplatten rund herausgeschnitten wurden. Die Abdichtungen bei den Bleiverbindungen gegen Kälte waren ungenügend; die Aufzugladen sorgten für weiteren Schutz.
Um die Mitte des 19. Jh. ging die Freude am Althergebrachten ganz auffallend verloren. Die schönen Riegel der Hausfassaden mussten verschwinden; ein Kellen- oder ein Besenwurf musste sie zudecken; die bemalten Öfen wurden durch weisse ersetzt; schöne Nussbaumbuffete in den Stuben veräusserte man oder vertauschte sie gegen tannene Wandkasten. Eingelegte Aussteuerkasten und Truhen der Urgross- und Grosseltern wanderten, wenn es gut ging auf die Dielen; vielfach aber wurden sie um wenig Geld an Händler, hier hauptsächlich an Wangener Juden, verkauft.
Die Wohnverhältnisse liessen früher sehr viel zu wünschen übrig; der damaligen Einwohnerschaft von zirka 1600 Seelen standen ja nur die Häuser des ursprünglichen Stadtkerns und die an Zahl bescheidenen, ausserhalb desselben gelegenen, also diejenigen westlich vom Obertor, die am Bach, im Dorf, in Weier, in Wolfkehlen und in Feldbach, zur Verfügung. Es ist nicht verwunderlich, dass eine Anzahl Wohnhäuser zwei, drei, ja sogar vier Einzelbesitzer, dementsprechend so viele Wohnungen hatten; es gab sogar gemeinsame Stuben und Küchen.