Verkehr

Der Verkehr war entsprechend den seit Generationen bestehenden schlechten Wegverhältnissen und Transportmitteln lange Zeit beschränkt; er wickelte sich zu Fuss, zu Pferd, per Fuhrwerk und per Schiff ab.
Unsere „alte Bergstrasse“ über die Walke, Leistich, Bulgen und Hörstetten nach Pfyn wurde erst 1782 mit einem Kostenaufwand von 42361 Gulden erstellt.


Über die Untersee- Rheinstrasse heisst es im thurg. Regierungsrats- Protokoll vom 5. Juni 1816, dass ein grosser Teil derselben in einem schlechten Zustande und dass dieselbe teils neu und regelmässig anzulegen, sowie teils zu erweitern und zu verbessern sei. Der kleine Rat hat in Betracht, dass diese Strasse einerseits für das reisende und handeltreibende Publikum nicht ohne einige Wichtigkeit und andererseits, dass dieselbe als Verbindung der ansehnlichsten Gemeinden des Landes anzusehen sei, beschlossen: Die Strasse komme in die 2. Klasse und sei auf eine Breite von 20 Schuh in Stand zu stellen. 1823 erfolgte die Korrektion derselben durch die hiesigen Bachgärten, d.h. vom „alten Schloss“ bis zur „Sonne“. Über den Bach führte früher ein Steg; hievon stammt der Name der südwestlich daran liegenden zwei Wohnhäuser um „Steg“. Später wurde derselbe durch eine Holzbrücke ersetzt. Das Stadttor – Bachertor – östlich davon war nieder und trug keine Wächter- Wohnung wie das Hornertor und das Obertor. Ersteres wurde 1840, letzteres 1863 abgebrochen.
In der Folge nahm der Verkehr über den Berg immer mehr zu; das mühsame Fahren auf der bereits genannten Bergstrasse, die die teilweise recht steile Stellen aufwies, verlangte eine Verbesserung. Für den Bau einer neuen Strassenverbindung Steckborn- Hörhausen- Pfyn wurden 2 Projekte ausgearbeitet.
Nach dem ersten sollte die Strasse von der „Sonne“ übers Dorf, Haldenberg, Scheitingen, Emmig, Buchergeten, Wällisatt zum Eichhölzli geführt werden. Nach dem zweiten sollte dieses Ziel von der Hintergasse aus über Langenhart, Hard, Hardholz erreicht werden. Am 1. September 1841 entschied sich die Gemeindeversammlung mit 140 gegen 24 Stimmen für die Ausführung des ersten Projektes. Im Jahre 1845 wurde die Strasse dem Verkehr übergeben.
1934 erhielt sie einen Zementbelag.
1852/53 wurde die jetzige Strasse nach Salen- Reutenen gebaut. Die vorige verlief im teilweise noch jetzt bestehenden Graben westlich und neben der neuen Verbindung.
Steckborn bezog, wie andere Ortschaften, auf der Seestrasse einen Durchgangszoll. Durch Beschluss des Grossen Rates vom 19. Januar 1839 wurde derselbe, wie auch derjenige von Diessenhofen, ohne Entschädigung aufgehoben. Dagegen protestierten beide Gemeinden. Da Verhandlungen erfolglos verliefen , musste der Prozessweg beschritten werden; ein Schiedsgericht, und zwar ein zürcherisches, schützte unterm 30. August 1843 je neun Zehntel der beiden Forderungen.
Steckborn erhielt 3553 fl. 6 Kreuzer, Diessenhofen 4055 fl. 24 Kreuzer, je nebst Zins zu 5 Prozent ab 1. August 1839.
Die Botenfuhren nach Frauenfeld- Winterthur- Zürich wurden vom Rate vergeben. Sie erfolgten jeweils am Donnerstag. Der letzte Inhaber dieser Fuhren war Joh. Hch. Füllemann, 1816- 1881, der das jetzige Heimwesen der Fuhrhalterei A. Bühler, sein Eigen nannte. Daselbst stund noch bis gegen 1900 ein grosser Wasserbirnbaum, an dem eine Öllaterne mit Zug befestigt war; sie brannte oft bis tief in die Nacht hinein, d.h. solange bis der Meister oder sein Knecht Remi von seiner Tour zurückgekehrt war.
Die Schiffsfuhren verlieh der Rat ebenfalls, und zwar eine solche nach Stein am Rhein, eine nach Konstanz und eine nach Radolfszell. Die letzte Tour war die wichtigste; der dortigen Stadtverwaltung mussten die hiesigen Schiffsleute noch extra 5 Gulden pro Jahr bezahlen. Von Radolfszell wurde namentlich Brotgetreide bezogen; zum Teil blieb es in unserer Gegend; zum Teil wurde es auf Fuhrwerken über unsere alte  Bergstrasse ins Landesinnere spediert. Bis zur Seerückenhöhe, also bis der Leistich überwunden war, brauchte es Vorspann; solches, d.h. 2 Ochsen, hielt Heinrich Jlg im Oberdorf stets zur Verfügung.
Das Fahrrecht nach Gaienhofen und nach Hemmenhofen hatten die Familien  Merk und Schneider inne. Am 22. April 1825 erschien zum ersten Mal ein Dampfschiff auf dem Untersee; es war der in Friedrichshafen erbaute Dampfer „Wilhelm“; er fuhr von dorten nach Schaffhausen und zurück.
1830 befuhr das Schweizerschiff „Helvetia“ den Untersee und Rhein in regelmässigen Kursen. In den 1840er Jahren machte das von einer bayerischen Gesellschaft erbaute erste Eisenschiff „Konkordia" ebenfalls für kurze Zeit Dienstfahrten auf dem Untersee.
1867 bildete sich die „Dampfbootgesellschaft Untersee und Rhein“. Das nötige Kapital brachten die Kantone Thurgau und Schaffhausen, die Ufergemeinden und Private zusammen. Am 6. Dezember 1867 beschloss die hiesige Gemeinde, sich mit 5000 Fr. in Aktien am Unternehmen zu beteiligen. Es entstand eine für die damalige Zeit gute und zudem rentable Verbindung der Uferorte von Schaffhausen bis Konstanz. Rückzahlung von 200 Fr. pro Aktie erfolgte.
Im Jahre 1868 wurden vom Halteplatz Steckborn aus befördert: Personen 9770, Vieh 430 Stück, Waren 29000 Zentner, Gepäck 650 Zentner.
In unserer Gegend begannen 1870 Besprechungen und Bestrebungen zur Erlangung einer Eisenbahnverbindung nach dem Landesinneren. Am 12. Juli 1872 konstituierte sich in Stein am Rhein die Aktiengesellschaft „ Eisenbahn Kreuzlingen- Singen- Winterthur“, die weiter zur Gründung der Schweizerischen Nationalbahngesellschaft, also zum Bau der 156 km langen Eisenbahnlinie Konstanz (Bodensee)- Etzwilen- Winterthur- Zofingen führte.
Das weitere Ziel war der Genfersee. Unsere Seegegend wurde von 1874 an befahren. Die offizielle Eröffnungsfeier fand am 17 Juli 1875 statt. Die Linie Zürich- Zofingen wurde erst 1877 fertig erstellt. Die Betriebsergebnisse brachten aber bald bittere Enttäuschungen; die Einnahmen entsprachen lange nicht den Erwartungen; die Bahn rentierte nicht. Die Katastophe in Form des Konkurses trat 1878 ein. Der Verlust und die nachherige Bezahlung der entstandenen Bankschulden lasteten namentlich auf den Bürgergemeinden schwer; ihr Waldbesitz, spez. die Eichen- und Buchenwerkholzstämme darin, mussten geopfert werden.
1893/94 wurde das Teilstück Schaffhausen- Etzwilen und damit der durchgehende Verkehr Kreuzlingen- Schaffhausen- Zürich geschaffen.
1945 erfolgte die Elektrifikation dieser Linie.
Als weitere Verkehrsmittel, zugleich auch als schwere Konkurrenten zu den Bahnen, kamen das Fahrrad und der Motorwagen in Betrieb. Ersteres ein sehr zweckmässiges Beförderungsmittel für Einzelpersonen, bestand anfänglich aus einem hohen vorderen und einem niederen hintern, je vom Wagner hergestellten Holzrade, die mit Bandeisen beschlagen waren.
Den Trieb und die Lenkung verfertigte ein Mechaniker. Bald aber kamen Velos mit zwei je ca. 70cm hohen Rädern in Gebrauch.
Um 1890 konstruierte Fritz Gegauf sen. Als erster in der Gegend eine Motorchaise. Er gebrauchte sie zu Geschäftstouren und Vergnügungsfahrten.