Wasserversorgung - Brunnen

Die Beschaffung guten Trinkwassers gehörte eh und je zu den recht kostspieligen Aufgaben der Gemeindebehörden. Als erste Wasserspender sind wohl die Wasserschächte bei den Quellen anzusehen, aus denen man Wasser mit Schapfen oder an Seilen angebrachten Gefässen herauf holte. Denselben folgten die Sod- oder Schachtbrunnen, deren Pumpmechanismus aus durchbohrten , zirka 20 cm dicken Föhren- oder Lärchen- Holzstämmen und den mit Eisen beschlagenen hölzernen Kolben bestund. Solche mit öffentlichem Charakter stunden zB. bei der Badstube, also auf dem jetzigen Primarschulhausplatz, beim „Frohsinn“, auf dem Kehlhofplatz, an der Nordostecke des Hauses zum Falken, im Hinterdorf, bei der Hintergasse, beim „Schlössli“ in Weier, am Bach in Weier. Einen grossen Fortschritt bedeuteten die im Mittelalter erstellten laufenden Brunnen. Ihr Wasser strömte durch eine hohe Brunnensäule mit 2 messingenen Ausflussrohren in das etwa 4 Meter im Durchmesser messende achteckige, aus Rorschachersteinen erbaute Brunnenbett. Zwei solche zierten den Kirchen- und den Marktplatz. Angegliedert waren beiden je ein kleineres, rechteckiges Brunnenbett, mit ca. 1.20m Länge und zirka 80 cm Breite. Auf der Umfassungswand des letztgenannten Brunnens lagen zwei Eichenbalken, auf denen Weinfässer, die zur Eichung bestimmt waren, gelagert wurden. Das Wasser für die beiden grossen Brunnen sowie desjenigen beim Vorderbühl stammte aus Quellen am Thalerrain. Beim „Sonnenhof“ stund ebenfalls ein grösseres , rechteckiges Brunnenbett, das sein Wasser aus der Quellean der alten Strasse bezog. Das Charliwasser speiste die Brunnen bei der Weiermühle, in Feldbach und im Klosterhof. Auch die Wolfkehlen hatte seinen eigenen Brunnen. Die Quellwasserzuleitung von den Quellen (Brunnenstuben) zu den laufenden Brunnen erfolgte ursprünglich durch föhrene oder lärchene „Tüchel“ oder „ Teuchel“. Verwendet wurden Stämme von 15-20 cm Durchmesser, abgesägt in Blöchen von 14 Fuss Länge. Zwecks Durchbohrung benützte man die Teuchellehre.

https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Seekircher   (Bilderrechte)

Die Stämme wurden auf zwei schweren Böcken horizontalliegend festgemacht. Vor dieselben kam ein Dritter, auf dem die Führung für den 3m langen Teuchelbohrer mit 5 cm Bohrdurchmesser aufmontiert war. Diese, einer schere gleich, hatten in ihren beiden senkrecht aufstehenden Seitenlatten je 3cm voneinander entfernte Löcher zur Aufnahme eines Eisenstabes. Dieser diente, in der richtigen Höhe eingesteckt, dem waagrecht liegenden Teuchelbohrer als Unterlage und Führung für sein Durchbohren des Teuchels. Die gebohrten, fertigen Teuchel wurden nachher in die Teuchelgrube gelegt, auch Teuchelros genannt, einen Wassersammler, der von einem durchfliessenden Bächlein gespiesen wurde.

https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Seekircher  (Bilderrechte)

In diesem Wasser, geschützt vor Wind und Wärme, blieben sie bis zu ihrer Verwendung. Sie kamen in der Regel 30-40cm tief in die Erde. Die Verbindung zwischen denselben erfolgte durch die eisernen, beidseitig scharfen Teufelzwingen von 9cm Durchmesser,die je zur Hälfte um die beiden zu verbindenden Teuchelbohrungen geschlagen wurden. Eine Teuchelros befand sich im Riet und eine solche auch im Ringgrabenwasser beim Hornertor. Das in der Haushaltung benötigte Wasser musste täglich am Brunnen geholt werden. Das besorgten gewöhnlich die Frauen und Kinder. Erstere bedienten sich dazu eines Kupferkessels oder einer 10 mass (15 Liter) fassenden Kupfergelte mit 2 Handhaben. Nachdem das Tragkissen, „Hörtel“ genannt, auf den Kopf gelegt war, kam die Gelte darauf. Sie wurde mit einer Hand festgehalten, dann gings zur Küche, wo das Wasser in die als Tagesreservoir dienende kupferne, vielfach verzierte Wasserstande geschüttet wurde. Dieses Wassertragen war eine mühsame Arbeit; doch entschädigte die viertelstündige Plauderzeit am Brunnen, die gewöhnlich damit verbunden war, mehr oder weniger dafür. Auch die Waschtage am Brunnen gaben Gelegenheit, jeweils das Neueste zu verhandeln un seine Mitmenschen zu „verhächeln“. In den Stall wurde das Tränkewasser auch meistens getragen; es geschah mit der Bütte, die am laufenden Brunnen, meist aber am Pumpbrunnen mit Wasser gefüllt wurde. Ganz besonders sauber und rein wurden die grossen achteckigen Brunnenbette gehalten. Ein Nachbar sorgte dafür, dass das Wasser nicht verunreinigt werde. Einzig im Herbst, direkt vor dem „Wümet“, durften in denselben „läch“ gewordene Bütten und Gelten „verschwelt“ werden. Zuber und Standen , die ebenfalls „chäb“ sein mussten, stellte man nebenan auf und füllte sie mit Brunnenwasser. Zum Waschen , zum „Fegen“ unsauberer Ware, zum „Güdeln“ der Kinder und dgl. Dienten die bereits erwähnten kleinen Brunnentröge. Die Art und Weise, wie sich die Obrigkeit für die Sauberkeit am Brunnen einsetzte, zeigt eine „Ordnung der Brunnen halb“ vom Jahre 1613.

1. Niemand darf auf den Brunnentrögen Geschirr legen noch waschen.

2. Das Schwenkwasser soll nicht in den Brunnen geschüttet werden.

3. Niemand soll in den Geschirren Fleisch, Kraut noch anderes unter die Röhren stellen und überlaufen lassen.

4. Man soll weder Tüchel, Reif, Band, noch ander Ding in den Brunnen legen noch stossen.

5. Ein besonders dazu bestimmter Mann nimmt das auf den Brunnentrögen stehende oder darin schwimmende Geschirr als herrenlose Gegenstände mit sich nach Hause und gibt sie nur gegen ein entsprechendes Lösegeld zurück.

6. Wann die Weiber wäschen oder Windtlen wäschen, so sollen sie weder das geschirr in den Brunnen stossen, noch die Wäsche an den Röhren oder Trögen hangen lassen.

7. Niemand darf krankes, pesthaftes Vieh an den Brunnen tränken, desglichen auch keine Messer, Äxtli noch anderes ähnliches auf dem Brunnen wetzen noch schleifen.

In Pestzeiten wurden die Vorschriften besonders auch betreff der Wäsche erheblich verschärft. Jeder Brunnen hatte einen „Sprecher“, der die gegen die Vorschriften Zuwiderhandelnden geheim anzuzeigen hatte. Zur Beaufsichtigung und zur Instandhaltung der Quellen, der Leitungen und der Brunnen wurden vom rat Brunnenmeister gewählt. Zum Schutze gegen Frost wurden die Sandsteinbrunnen mit Bretterwänden umgeben. Zwischen beide am Gerberlohe. Die Brunnensäule erhielt Schutz durch Stroh. Ferner kamen auch Bretterdächer über die Brunnenbette zur Verwendung. Diese bescheidenen althergebrachten Einrichtungen genügten nach und nach dem vermehrten Wasserbedürfnis der Bevölkerung nicht mehr. Deshalb begann zu Anfang der 1880er Jahre die Suche nach mehr Wasser. In erster Linie kam die Gegend Dietenhausen bis Bruggen in Frage. Man grub im Gemeindewald und in Streuwiesen des ersteren Gebietes. Das erschlossene Wasser wurde in irdenen Röhren gefasst und bis zum Druckverminderungsschacht an der Schorenstrasse geleitet. Daselbst übernahmen gusseiserne Röhren den Weitertransport zum neu erstellten Reservoir im „Emmig“ und von da ins Verteilungsnetz und zum Städtchen hinunter. Im Jahr 1883 wurde das damals grosse Werk der Wasserversorgung in Betrieb gesetzt. Es kam genug Wasser in Haus und Hof; Unterflurhydranten und eine ganze Anzahl kleiner laufender Brunnen wurden erstellt. Die alten Brunnenbette wurden ersetzt durch einige grosse, ovale Hartgestein- Behälter. Aber auf die Dauer genügten auch diese Dietenhauser Wasser nicht; man musste wieder nach neuen Quellen Umschau halten. Die Speckquellen kamen in Frage; aber dadurch kam man in das Bereich der Steckborner Wasserwerkbesitzer am Speckbach, also der Walke, in Wolfkehlen, in Weier und in Feldbach. Eine gütliche Erledigung ermöglichte 1907 vorerst eine Quellfassung. Sie erfolgte am Berghang auf einer Lehmschicht mit Kiesauflagerung; eine 30stäbige Leiter war nötig, um hinabsteigen zu können. Vom gefassten Quellwasser wurden nur 180 Minutenliter gekauft und in die Dietenhauserleitung übergeführt.