Post, Telegraph

Die Post wurde noch zu Anfang des 19. Jh. Durch Botenkurse Schaffhausen- Konstanz und solche nach Frauenfeld- Zürich befördert.
Beide wurden später durch Postwagentouren abgelöst, erstere 1833, letztere 1845. Nach Eröffnung der Nordostbahn Romanshorn- Frauenfeld- Winterthur 1855 befuhr unser Pferdepostwagen nur noch die Route Steckborn- Müllheim und zurück. 1904 übernahm eine private Autoverbindung Frauenfeld- Steckborn auch die Beförderung der Postsachen. Mit 46000 Fr. Defizit stellte sie am 18. März 1906 ihren Betrieb wieder ein.
Ein Postbureau erhielt Steckborn im Jahre 1807. Es wurde zuerst im Haus zur „Sonne“, anfangs der 1860er Jahre im Haus zur „alten Krone“, später zur „alten Post“ genannt, eingerichtet.
1855 begannen Unterhandlungen über die Errichtung einer Telegraphenleitung von Schaffhausen- Konstanz dem Rhein und See entlang. 1858 erklärte sich der Bundesrat mit dem Bau einverstanden. Bund, Kanton und Gemeinden trugen die Kosten. Steckborn lieferte die Freilandstangen für sein Gebiet und bezahlte jährlich 200 Franken an die Kosten der Bureaus. Der Telegraphendienst funktioniert hier seit 1860. Das Telegraphenbureau war zuerst in der „Tanne“ untergebracht, später im Postbureau in der „alten Krone“ und nach Einführung des Telephons zusammen mit diesem zirka 1899 im Haus zur „Helvetia“.
Die jetzige alte Generation in Steckborn hat, nur durch die kriegerischen Ereignisse von 1870 /71 gestört, im 19. Jh. eine ruhige Zeit genossen. Sie hat auffallend viele weittragende Neuerungen und Erfindungen auf wirtschaftlichem und technischem Gebiet erlebt. Es ist zum Staunen, wie im Laufe eines Menschenalters die Lebensverhältnisse, die Beschäftigung unserer Bevölkerung sich geändert haben. Wir alten Leute durchlebten noch die Zeit, da man hier fast nur Landwirtschaft, spez. Rebbau, und Handwerk betrieb.
Jeder kannte den Andern, ein gegenseitiges „Grüezi!“ war selbstverständlich. Auch die Landschaft bietet ein wesentlich anderes Bild als früher. Könnten unsere Vorfahren, sagen wir vom Eichhölzli herab wieder beschauen, so ginge es wohl geraume Zeit, bis sie sich zurecht finden würden. Vorallem würde ihnen auffallen, das fast kein Rebgelände mehr vorhanden ist; dass Feldbach, Weier und Wolfkehlen nicht mehr vom übrigen Steckborn getrennt sind; dass viele frühere Lücken durch Fabrikanlagen und Wohnhäuser ausgefüllt sind, und sogar der Haldenberg überbaut ist: Ein neues, grösseres Steckborn ist entstanden.
 Ed. Hanhart 1948