Jakob Schümperlin

Jakob Schümperlin wurde am 5. Februar 1849 in seiner Bürgermeinde Wäldi geboren, wo er auch seine Jugendzeit verlebte. Nach Absolvierung der Primarschule seines Heimatortes und der Sekundärschule in Ermatingen verbrachte er zwei Jahre bei seinem Bruder in Pest, der dort als Lehrer tätig war. Zurückgekehrt, trat er 1867 ins Seminar Kreuzlingen ein, das damals unter der bewährten Leitung von Direktor Rebsamen stand.
Im Frühling 1870 verließ er nach gut bestandenem Examen diese Lehranstalt und trat seine erste Stelle als junger Lehrer an der Waisenanstalt in Basel an. Doch er strebte weiter; er begab sich nach dem Welschland und setzte seine Studien an der Akademie in Neuenburg fort, um sich die Qualifikation als Sekundarlehrer anzueig­nen. Nach absolviertem Studium bekleidete er während 1K Jah­ren eine Stelle an der Oberschule Langdorf bei Frauenfeld und am Institut Wiget in Rorschach eine solche von ebenso langer Dauer; alsdann wurde er an die Sekundärschule in Schönholzers- wilen berufen, wo er während der Jahre 1874/79 wirkte.
Im Frühjahr 1879 wurde er an die Sekundärschule Steckborn als Nachfolger von Herrn A. Burkhardt gewählt. Nach zehn­jährigem erfolgreichem Wirken in Steckborn folgte er im Herbst 1889 einem Ruf nach Arbon. Es war ihm aber nicht vergönnt, lange in seinem letzten Wirkungskreis zu lehren; denn der Tod riß ihn im besten Mannesalter aus seiner Tätigkeit heraus nach langem, schwerem Schmerzenslager. Er starb am 1. Februar 1894.
Für ihn war der Tod die Erlösung von seinen qualvollen Leiden, für die Hinterbliebenen und seine zahlreichen Freunde und Schüler aber ein herber Verlust.
Ida Schümperlin, St. Gallen, 1933.


J. Schümperlin war ein origineller Mensch, ein Mann von scharfem Verstand und warmem Gemüt, ein wenig schwerfällig zwar. Bei aufgeräumter Gemütsverfassung aber war er wahrhaft sonnig und glänzend in der Gabe, dem Schüler auch das Schwie­rige klarzumachen. Nebenbei war er ein lachender Philosoph, der über sich selbst, über Welt und Menschen, über Zeit und Ewigkeit, Freud und Leid, Tod und Leben, auch über Dinge in Kirche und Staat, Haus und Schule so interessant zu reflektieren und zu plaudern verstand, daß man, gerührt oder in spaßhafter Stimmung, auf ihn eingehen mußte. Ein prächtiger Erzähler war er auch und ein Held auf seinem furchtbaren Krankenlager, darauf er im Alter von 44 Jahren des langsam nahenden Todes harrte.

J. G. Birnstiel, 1926. (Schweizerisches Protestantenblatt.)