Lehrer Joh. Konrad Herzog

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Joh. Konrad Herzog wurde am 15. Oktober 1823 in Hinterhomburg geboren. Sein Vater war Jäger und betrieb ein ganz kleines Bauerngut, dessen Erträgnisse kaum ausreichten, die vielköpfige Familie (mit 12 Kindern) zu ernähren. Sehr früh schon besuchte der aufgeweckte Knabe die Schule von Homburg, aber nur im Winter regelmäßig. Nachdem er eines Tages vom Lehrer den Bescheid erhalten hatte: „Hans-Chueretli, du mußt nicht mehr kommen; du kannst jetzt so viel als ich", ließ sich der Vater glücklicherweise bewegen, ihn in die neu gegründete Sekundärschule Steckborn zu schicken und ihn zum Lehrer ausbilden zu lassen. Im Frühjahr 1840 durfte J. K. Herzog ins Seminar Kreuzlingen eintreten. Der Vater mußte zwar die einzige Kuh verkaufen, damit der Seminarist ausgerüstet werden konnte; die Hälfte der Ausbildungskosten wurde durch Stipendien gedeckt. Der Aufenthalt im Seminar war für ihn eine stille, schöne Erntezeit, ein Sammeln und Bergen auf Lebenszeit. Nach bestandener Prüfung war er vom Herbst 1842 bis Herbst 1843 in Märstetten als Lehrer tätig, sodann ein Jahr lang als Oberlehrer in Roggwil. 1844—1846 erteilte er als Hilfslehrer unter Vater Wehrli am Seminar Unterricht in Arithmetik, Buchhaltung, Kalligraphie, Gesang und Klavierspiel. 1846 wurde Joh. K. Herzog vom Erziehungsrat an die dritte Schule von Steckborn berufen. Im Französischen bildete er sich 1847 durch einen Kurs in Lausanne weiter aus. Durch gründliches Selbststudium bereitete er sich auf die Sekundarlehrerprüfung (1854) vor und trat dann an die wieder eröffnete Sekundärschule über. Die Gemeinde schenkte ihm zu dieser Zeit das Bürgerrecht.
In gesegnetem Wirken verschaffte J. K. Herzog während 24 Jahren einer großen Schülerschar gutes Rüstzeug fürs Leben. Neben dem Schulunterricht fand der vielbeschäftigte Lehrer noch Zeit, den angeborenen Sinn für Musik und Gesang zu pflegen und zu bereichern. Er erteilte Stunden in Klavier, Violine, Gitarre und Gesang und leitete mehrere Gesangvereine. Seine besondere Freude bildete die Mitwirkung in einem Streichquartett mit den Herren J. Guhl, Jb. Isler und A. Ulmer. Er studierte auch Harmonielehre und komponierte unter anderm für drei thurgauische Sängerfeste den Festgruß; ein Konfirmationslied — „Sieh, Erbarmer!" — wurde wohl mehr als einmal vom Gemischten Chor Steckborn in geweihter Stunde vorgetragen. — Als guter Schütze war er viele Jahre Präsident der Schützengesellschaft.
Im Jahre 1865 wurde der Männerchor Steckborn zu einem Ständchen nach Arenenberg gerufen, wo damals Napoleon III. mit seiner Gemahlin Eugenie weilte. Mit humorvollem Stolze erzählte J. K. Herzog später, er habe einmal mit dem Kaiser und der Kaiserin „angestoßen" und sich mit letzterer, welche nicht Deutsch sprach, auf Französisch unterhalten.
J. K. Herzog verehelichte sich 1856 mit Lisette Ulmer, die ihm einen Knaben schenkte, aber dann bald nach schwerem Leiden der Tuberkulose erlag. Seiner zweiten Ehe, mit Lisette Falschebner, entsprossen drei Töchter. Von dem schweren Schlag, welcher ihn 1876 durch den Verlust seines Sohnes traf, der sich am Eidgenössischen Polytechnikum zum Maschineningenieur ausbilden wollte, erholte sich J. K. Herzog nicht mehr. Die seelische Er­schütterung löste ein Leiden aus, das wohl Jahre vorher schon durch einen Schädelbruch vorbereitet und durch Überarbeitung gefördert worden war. Ein Hirnleiden begann das schöne Wirken in Schule und Gemeinde zu erschweren und zu verbittern. Im Frühjahr 1878 entschloß sich J.K. Herzog mit schwerem Herzen zum Rücktritt. Es war eine gnädige Fügung Gottes, daß der Leidende die Last seiner zunehmenden Krankheit nur noch wenige Monate zu tragen hatte. Am 19. Dezember 1878 stand das treue Lehrerherz still. Ehemalige Schüler schmückten seine Grabstätte mit einem schönen Denkstein. Der Lorbeerkranz, welcher denselben krönte, die schlichten Worte: „Seine dankbaren Schüler", welche in denselben eingegraben waren, und die vielen Blumen, welche das Grab schlössen, zeugten von dem starken Bande, das J. K. Herzog mit seinem lieben Steckborn verband.