Von der Beleuchtung

Zur Beleuchtung dienten ursprünglich der Kienspan und die Birkenkerze, später Öle, die man aus den Samen des Rapses und des Mohns und aus Baumnüssen gewonnen hatte. Den Raps drosch man im Vorwinter; der Mohn und die Nüsse wurden an Wintertagen geöffnet, letztere in der Art, dass man sie in eine rundliche Vertiefung eines Ziegelsteines legte, wo man sie, meist mit dem Dengelhammer aufschlug. Ausgepresst wurden diese Samen in der „Walköli“ und auch in Gaienhofen. Die Rückstände, Ölkuchen genannt, lieferten ein wertvolles Viehfutter. Aufbewahrt wurden diese öligen Säfte in glasierten Tonkrügen, später in Blechkannen und in den „Ölstizli“ mit dem langen Ausflussrohr, mittelst welchem man die in täglichen Gebrauch stehenden Ölgefässe mit den Dochten nachfüllte.

Der letztere war leicht anzündbar, hatte aber schwache Leuchtkraft , roch übel und russte stark. Als Öllampen dienten hauptsächlich die auf Ständern befindlichen Ölgefässe; in unserer Gegend waren es namentlich die „Gunggampeln“mit den beweglichen, stets horizontal bleibenden ovalen, kleinen Ölbehältern mit Docht. Neben diesen gab es auch Ständer und Gefässe fest miteinander verbunden aus Zinn und Messing. Grosse Verwendung hatten aber namentlich die Laternen mit dem einfachen oder verzierten Holzgestell, in welchem Glasscheiben rings herum angebracht waren. Auf dem Boden stand das Ölgefäss, das auf eine Blechhülse aufgesteckt wurde. Neben dieser Beleuchtung mit Öl verwendete man Kerzen; sie wurden in Metzgereien und in Privathäusern aus Unschlitt und Fett in Glas- oder Blechformen gegossen. Sie kamen im Kerzenstock und in den niedlichen Begleitlaternen der Damen zur Verwendung.Die Schuhmacher und Sattler benützten zur Beleuchtung ihrer Arbeitsplätze den sog. „Galgen“. An ein Rahmengestell aus Holz wurden zwei zum Teil mit Wasser gefüllte Glaskugeln aufgehängt und zwischen diese hinein ein Licht gestellt. Bei richtiger Placierung wurde die verstärkte Beleuchtung an die gewünschte Stelle, der zu bearbeitenden Objekte, übergeleitet. Diese pflanzlichen Öle wurden dann durch Ligroin, später durch Petroleum ersetzt. Letzteres ermöglichte die Errichtung einer Strassenbeleuchtung mit grossen Lampen an Häusern und auf Ständern. Sie kam durch die Initiative der Lesegesellschaft zustande, die sich alle Mühe gab, die Kosten, die sonst die Gemeinde belastet hätten, möglichst durch freiwillige Beiträge zu decken. Das gelang ihr weitaus zum grössten Teil, sodass die Gemeinde unterm 2. September 1869 die Ausführung der erstrebten Anlage beschloss.

Die Erstellungskosten betrugen 1718.- Fr.davon übernahm die Lesegesellschaft 1488.- Fr., sodass die Gemeinde nur noch 230.00 Fr. zu leisten hatte.

Das war noch Gemeinsinn !

Anfänglich wurden im Stadtrayon 15 Strassenlampen installiert; sie brannten nur zur Frühlings-, Herbst- und Winterszeit, d.h. vom 22. September bis zum 22. März. Das Anzünden war Sache des Lampisten; das Löschen besorgten die Nachtwächter, anlässlich ihrer Umgänge. Sie riefen dabei: „Hört ihr Herrn und lasst euch sagen, die Glocke hat 10 Uhr, hat 11 Uhr, hat 12 Uhr geschlagen“.Gelegentlich fügten sie auch bei: „Es heisst das Ziel der Zeit , dass ihr gehorsam seid. O Mensch denk an die Ewigkeit!“. Später traten Kontrolluhren an Stelle der Rufe. Um die Jahrhundertwende wurde hier unter starker Mitbeteiligung der Firma „Maschinenfabrik und Giesserei Bächtold & Cie.“ Eine private Aktiengesellschaft gegründet, behufs Baus und Betriebs eines Elektrizitätswerkes Steckborn.