Der 30jährige Krieg 1618 - 1648

Der 30-jährige Krieg warf seine Wellen auch in unsere Gegend. Der Thurgau war 1628 militärisch in 8 Quartiere eingeteilt und Steckborn dem Quartier Ermatingen zugeteilt. Wenn der Ort auch von schweren Heimsuchungen verschont blieb, brachten die Stellung der Mannschaft (242 Mann) für den Grenzschutz, die Bereithaltung von Waffen und Munition und die gelegentliche Einquartierung eidgenössischer Truppen doch manche Lasten. Die Gefährdung der Landesgrenzen während der letzten zwei Jahre des Krieges veranlaßte den Rat, die Wehrkraft des Städtchens zu stärken; aus diesem Grunde wurde die Stadtmauer ausgebessert, ein neues Zeughaus erbaut und 1619 eine neue Wehrordnung erlassen, wofür das Land in 8 Quartiere eingeteilt wurde. Ermatingen bildete das 7. aus Ermatingen mit Wolfsberg, Arenenberg, Sandegg, Fruthwilen mit Hubberg, Salenstein, Mannenbach, Berlingen, Steckborn mit Feldbach, Mammern mit Neuburg, Eschenz und Wagenhausen.  Quartierhauptort war Ermatingen und Bürgermeister Jakob Kreis wurde als Kommandant bestimmt. Steckborn, im Besitze von 2 Kanonen und mehreren Wallbüchsen  war in höchstem Grade missvergnügt, da die Stadt erwartet hatte,  dass ihr die Ehre eines Quartierhauptortes zu Teil werde und der ehrgeizige Bürgermeister Hans Jakob Hausmann ruhte daher nicht, bis 1649 Landvogt Arnold „ als Anerkennung seines besonderen Contents und Gefallen, wie wohlgerüstet, wohlgeübt und mit was feiner Form und Ordnung die Bürgerschaft daselbst mit ihrer Wöhr und Waffen an der Huldigung aufgezogen“, verordnete, dass die Stadtmannschaft von Steckborn vom Quartier ausgesondert und in Zukunft, gleich Frauenfeld, in Kriegszeiten unter einem eigenen Stadthauptmann dienen sollte.

Die Gemeinde hatte einen Drittel der Kriegssteuer des Quartiers Ermatingen abzuliefern; ihre Mannschaft war im Kriegsfall der Leibgarde des Landvogts zugeteilt und stand unter dem Befehl eines eigenen Stadthauptmanns, des jeweils amtierenden Bürgermeisters. Als Dank für diese seit langem angestrebte Auszeichnung schenkte die Stadt dem Landvogt einen vergoldeten Silberbecher; bei der Amtseinsetzung hatte der Hauptmann sodann dem Landvogt eine Taxe zu entrichten. Die 1662 eingeführte neue Wehrordnung diente vor allem der Beschaffung von Kriegsmaterial; jeder Bürger, der zu einer Ehrenstelle gelangte, hatte das Zeughaus mit Waffen oder mit barem Geld zu beschenken.

Als am 28. August (8. Sept.) 1633 der schwedische General Horn unversehens mit 4000 Mann vor Stein am Rhein über Eschenz aufwärtsziehend bei Triboltingen, Gottlieben, Kreuzlingen und Umgebung Stellung nahm, weil er von thurgauischer Seite her die Stadt Konstanz am leichtesten zu nehmen hoffte, wagte der Platzkommandant von Ermatingen keinen Widerstand; " es sei zuviel Volk". In Ermatingen zeigte sich bei dem Durchzug dieses fremden Kriegsvolkes mehr Erstaunen über die grosse Masse als Furcht, man war weder überrascht noch darob verdriesslich, dass etwas gegen Konstanz beabsichtigt werde. In der Tat liess die stramme Ordnung und Disziplin bei dem Durchzug keine Angst aufkommen und Ermatingen blieb in der Folge auch unbelästigt. Da die Schweden alles benötigte bar und zu guten Preisen bezahlten, war man ihnen gern zu Diensten. Kaum waren nach vierwöchiger Belagerung von Konstanz die Schweden wieder abgezogen, so zeigte sich sofort von gegnerischer Seite der Wille, den Ermatingern ihr Verhalten während derselben heimzuzahlen. Mit wildem Lärm machte sich in der Reichenau eine Schar mit drei Schiffen dazu auf; als sie aber gewahr wurde, dass man zu ihrem Empfang kampfgerüstet sei, wobei auf den ersten Ruf Steckborn sofort 80 Musketiere zu Hilfe geschickt hatte und auch der Junker von Landenberg auf Salenstein bereits den ersten Auszug der Mannschaft des Quartiers aufnahm, kehrten die Revanchelustigen ernüchtert wieder heimwärts um.
Volle 150 Jahre ging es, bis wieder fremdes Kriegsvolk unseren Boden betrat.